Studentenstadt: Das solltest du wissen!
Eine besonders schöne deutsche Studentenstadt: Münster. | Foto: 30daysreplay Social Media Market / Unsplash
Leben in einer Studentenstadt - wie, wo und warum?
Studentenstädte gibt es viele in Deutschland und jede hat ihren eigenen Reiz. Willst du an einer traditionsreichen Uni wie der in Heidelberg oder Bonn studieren? Oder wünscht du dir echtes Großstadtleben und ein möglichst breit gefächertes Angebot an Studiengängen wie in Berlin?
Egal wo deine Präferenzen liegen, in einer der Studentenstädte Deutschlands wirst du genau das finden, was du suchst. Vergiss aber nicht, dass ein besonders gutes Angebot auch zu einer hohen Nachfrage unter Studierenden führt. Das heißt: Wohnraum ist knapp und das Leben in einer Studentenstadt kann insgesamt sehr teuer werden.
Definition Studentenstadt
Per Definition ist die Studentenstadt eine Stadt, deren kulturelles und soziales Leben vorwiegend von Studierenden geprägt ist, die an den örtlichen Universitäten und/oder Hochschulen studieren. Das klingt im ersten Moment wie ein Campus in Stadtgröße, bedeutet aber eigentlich eher, dass diese Städte größeren Wert auf Studierende als Kunden /-innen legen. Mit “Kunden /-innen” ist dabei das komplette Konsumverhalten gemeint, also sowohl materielle Güter als auch Dienstleistungen. Die klassische Studentenstadt zielt also so zu sagen auf Studierende als Hauptzielgruppe für Angebote aller Art. Das ist einerseits eine tolle Sache, weil auf deine Bedürfnisse als Student/-in eingegangen wird, aber eben auch knallhartes Marketing.
Städte und Universitäten
Deutschland, das Land der Dichter und Denker – eigentlich nicht verwunderlich, dass es hier ziemliche viele Studentenstädte gibt. Die bekanntesten sind aber wohl diese:
Norden
Nicht nur unter Studierenden ist der Norden Deutschlands sehr beliebt. Wer etwas abseits deutscher Großstädte leben möchte, orientiert sich Richtung Küste, wen das Gegenteil reizt, zieht es nach Hamburg. Egal was du bevorzugst, die Studentenstädte im Norden haben, was du suchst.
Studentenstädte im Norden:
Tipp: Wer sich ganz im Norden Deutschlands nach einer Hochschule umsieht, sollte vielleicht auch erwägen, in Dänemark zu studieren. Hier studierst du als EU-Bürger nämlich kostenlos. Das Problem: Die Lebenshaltungskosten sind in Dänemark noch höher als in Deutschland und du brauchst einen Wohnsitz in Dänemark, um für ein kostenloses Studium in Frage zu kommen – rechne also vorher alles gründlich durch.
Osten
Auch im Osten Deutschlands findest du breit aufgestellte Universitäten. Besonders groß ist das Studienangebot in der Hauptstadt Berlin - dort hast du die Wahl aus 49 Hochschulen und 1.301 Studiengängen!
Studentenstädte im Osten:
Info: Ganz wichtig für Lehramtsstudierende: Berlin gilt (genauso wie Bremen und Hamburg) als Stadtstaat und damit als eigenes Bundesland. Wer hier auf Lehramt studiert, ist an genau dieses Bundesland gebunden und muss erst einmal einige Anträge stellen, um in einem anderen unterrichten zu dürfen. Strategisch ist es also durchaus sinnvoller, das Lehramtsstudium nicht ausgerechnet in Berlin, Hamburg oder Bremen zu absolvieren, wenn du dir ein bisschen Flexibilität in Sachen Wohnort bewahren möchtest.
Süden
Die Studentenstädte im Süden von Deutschland zählen vor allem mit Heidelberg und München sicherlich zu den Traditionsreichsten und Schönsten, aber auch zu den Teuersten. Hier solltest du entweder klug planen oder dir, wenn möglich, ein wenig Unterstützung aus Familien- und/oder Freundeskreis sichern.
Studentenstädte im Süden:
Westen
Last, aber auf gar keinen Fall Least: der Westen.
Vor allem mit NRW als einwohnerreichstem Bundesland Deutschlands findest du im Westen eine extrem große Auswahl an Hochschulen. Die Städte Köln und Düsseldorf zusammengerechnet bieten allein bereits 69 Hochschulen!
Mit zu den größten Universitäten Deutschlands zählen hier zum Beispiel die Universität zu Köln, die Universität Duisburg-Essen, die Ruhr-Universität Bochum, die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Durch die dichte Besiedelung und gute Vernetzung vor allem der Städte in NRW, hast du es hier auch etwas leichter, eine bezahlbare Wohnung außerhalb der eigentlichen Studentenstadt zu finden und gegebenenfalls zu pendeln. In den etwas kleineren Ruhr-Metropolen wie Essen, Dortmund und Bochum kannst du sogar in unmittelbarer Nähe zum Campus Glück haben.
Studentenstädte im Westen:
Vorteile ✔️
Das Leben in einer Studentenstadt hat auf jeden Fall einige Vorteile. Wie bereits erwähnt, ist hier das kulturelle und soziale Leben von Studierenden geprägt und als kontaktfreudiger Mensch wirst du schnell Anschluss finden. Studentenpartys, günstiger Eintritt für Museen, Kinos, Stadtgärten und noch mehr sind nur einige Beispiele. Auch achten viele Studentenstädte darauf, dass der Wohnungsmarkt für Studierende optimiert ist. Das heißt: Neben den klassischen Wohnheimen, gibt es häufig auch innerstädtisch viele WGs und Wohngruppen. Ob du mehr Wert auf Nähe zum Campus oder zur Stadt legst, bleibt dir überlassen.
Was Dienstleistungen angeht, bist du in einer Studentenstadt ebenfalls bestens versorgt. Egal ob du spezielle Lehrbücher, eine professionelle Bindung für deine Bachelorarbeit, oder einfach einen guten neuen Rucksack suchst: die Studentenstadt hat in der Regel alles in mehrfacher Ausführung zu bieten.
Nachteile ❌
Die Nachteile der Studentenstadt in einem Wort: Lebenshaltungskosten. Wie schon angedeutet, bedeutet die grundsätzliche Ausrichtung einer Stadt auf Studierende nicht, dass es hier für diese Gruppe besonders günstig ist – eher im Gegenteil. Du musst dich als Studierende/-n in der Studentenstadt eher als Mitglied der wirtschaftlichen Hauptzielgruppe sehen. Alle angebotenen Waren und Dienstleistungen sind preislich nicht darauf ausgelegt, für dich besonders erschwinglich zu sein, sondern den höchsten möglichen Preis zu erzielen. Auf diesem Prinzip beruht die freie Marktwirtschaft generell überall, nur ist das für Studierende mit geringem oder fast gar keinem eigenen Einkommen ein eher nachteiliges System.
Nirgendwo ist es für Studierende demnach so teuer wie in den wirklich großen Studentenstädten. Dazu zählen vor allem die deutschen Millionenstädte Berlin, Düsseldorf, Hamburg und München. Hier zu studieren geht ins Geld – und zwar so richtig! Neben den reinen Lebenshaltungskosten wird hier auch die Suche nach bezahlbarem Wohnraum schnell schwieriger als das eigentliche Studium.
Mietspiegel im Vergleich
Beginnen wir mal ganz unten, damit dich die Höhe des Mietspiegels deutscher Großstädte nicht gleich umhaut:
Mit am günstigsten lebt es sich in Deutschland in Sachsen-Anhalt. Dort liegt der Mietspiegel lediglich bei ca. 6,50 Euro pro Quadratmeter. Das bringt dir als Student aber leider nicht allzu viel, denn hier sind Hochschulen eher rar.
Springen wir nach NRW – dort ist die Lage für Studierende hervorragend, das Ambiente aber insgesamt nicht ganz so schick. Hier bist du mit im Schnitt acht bis neun Euro pro Quadratmeter dabei.
Jetzt bitte tief einatmen und gut festhalten, es folgen die Mietspiegel von Hamburg, Berlin und München:
- Hamburg → ca. 14 Euro pro Quadratmeter
- Berlin → ca. 15 Euro pro Quadratmeter
- München → ca. 20 Euro pro Quadratmeter
Bei diesen Preisen noch von Studentenstädten zu sprechen, wirkt da eher wie ein leicht zynischer Scherz…
Möglichkeiten
Keine Angst, du musst dich nicht komplett vom Leben und Studieren in einer von Deutschlands Studentenstädten verabschieden, nur weil du nicht gerade im Geld schwimmst. Die Sache wird lediglich ein bisschen planungsintensiver.
WGs und Wohnheime
Zunächst einmal unterliegen viele studentische Wohnheime nicht dem teils extrem hohen Mietspiegel der Städte. Hier kannst du durchaus bezahlbaren Wohnraum finden, allerdings gibt es meistens auch lange Wartelisten.
Eine weitere Alternative sind WGs. Durch die gemeinsame Finanzierung einer Wohnung kannst du die hohen Kosten zwar nicht ganz umgehen, aber sie unter mehreren Mitbewohnern aufteilen. Auch diese WG-Zimmer sind natürlich knapp, überlege dir also vorher, wie du dich vorstellst und dich für die WG-Gemeinschaft attraktiv machen kannst. Hast du vor, selbst eine WG zu gründen, recherchiere vorher gründlich das geltende Mietrecht und unterschätze auf keinen Fall den anfallenden bürokratischen Aufwand!
Stipendium und BAföG
Du kannst auch versuchen, dich bei einer bestimmten Uni für ein Stipendium zu bewerben. Dazu musst du verschiedene Anträge ausfüllen, deine finanzielle Situation und deine bisherigen Noten offenlegen. Wird dir ein Stipendium gewährt, werden die Kosten für dein Studium und ein Pauschalbetrag für Unterkunft und Verpflegung übernommen.
Auch mit BAföG kannst du deine Finanzen aufbessern. Wichtig ist auch hier, dass du alle Anträge vollständig, korrekt und sorgfältig ausfüllst. Qualifizieren dich deine finanziellen Verhältnisse für einen hohen BAföG-Satz, kannst du damit im besten Fall deine Unterkunft auch in einer Studentenstadt komplett finanzieren.
Pendeln
Wer weder Zimmer noch Wohnung in der gewünschten Studentenstadt findet, kann sich auch außerhalb etwas suchen und pendeln. Willst du zum Beispiel in Münster studieren, kannst du dich auch im nur ca. 15 Kilometer entfernten Telgte nach einer Wohnung umsehen. Bei einer guten Verbindung der Städte durch öffentliche Verkehrsmittel brauchst du bei dieser Variante nicht zwingend ein Auto. Alternativ geht auch eine Fahrgemeinschaft.
Ist deine Pendelstrecke besonders lang, kannst du darüber nachdenken, dein Studium entsprechend umzustrukturieren. Lege deine Seminare und Vorlesungen nach Möglichkeit so an, dass du zum Beispiel nur drei Tage die Woche in Präsenz an die Uni musst.
Studentenwohnheim: Die richtige Unterkunft für mich?
Jetzt lesenAlternativen zum Leben in der Studentenstadt
Um eine tolle Zeit als Student/ -in zu verbringen, musst du nicht zwingend in einer Studentenstadt leben. In jeder Stadt, die einen Campus hat, wirst du auch eine studentische Community finden, in die du dich integrieren kannst, wenn du das möchtest. Auch kann niemand von dir verlangen, als frischgebackene/-r Abiturient/-in sofort auf eigenen Beinen zu stehen. Nichts spricht dagegen, zu Hause wohnen zu bleiben, dich an der Miete zu beteiligen, wenn du kannst, und einen fließenden Wechsel in diesen neuen Lebensabschnitt anzugehen.
Du kannst natürlich auch ins kalte Wasser springen und dich an einem Studium im Ausland versuchen. Das ist zwar auch alles andere als günstig, aber als deutsche/-r Staatsbürger/-in hast du hier gute Chancen als ausländische/-r Studierende/-r einen Studienplatz und vielleicht sogar ein Stipendium zu ergattern. Versuch dein Glück einfach mal! Egal wie du dich letztlich entscheidest, wichtig bleibt: Versuche, dich nicht zu viel mit anderen zu vergleichen und gestalte dein Leben als Student/-in genau so, wie du es willst.
FAQ
Studentenstadt: Das Wichtigste im Überblick
- Studentenstädte haben viele Vorteile: Vor allem kontaktfreudigen Personen wird es gefallen in einer Stadt zu leben, deren kulturelles und soziales Leben überwiegend von Studierenden geprägt ist.
- Der große Nachteil an Studentenstädten sind die Lebenshaltungskosten. Als Studierender bist du in der Studentenstadt vor allem eines: Kunde /-in.
- Die Mietspiegel gehen in den wirklich großen deutschen Studentenstädten regelrecht durch die Decke. In München musst du mit bis zu 20 Euro pro Quadratmeter rechnen – unerschwinglich für Studierende mit kaum oder gar keinem eigenen Einkommen.
- Sieh dich rechtzeitig nach WGs und Wohnheimen um, wenn du vorhast in eine Studentenstadt zu ziehen. Genau wie für die eigentlichen Studienplätze, ist hier das Angebot knapp.
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