Community Colleges: Das steckt dahinter!
Community Colleges bieten eine Möglichkeit, ohne große Hürden an einen Abschluss zu kommen. I Foto: Karolina Grabowska / Pexels
Community Colleges: Eine amerikanische Erfindung
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand in den USA die Idee der Einrichtung von Community Colleges, die damals vor allem zur Bekämpfung des steigenden Fachkräftemangels aufgebaut werden sollten. Viele Menschen waren zur damaligen Zeit nicht in der Lage, die hohen Studiengebühren auf sich zu nehmen und wollten schnellere Einstiegschancen in den Arbeitsmarkt als mit einem vierjährigen Bachelorstudium. Die Idee der Community Colleges war geboren: Sie sollten als wohnortnahe Weiterbildung dienen und jungen Amerikanern /-innen im Anschluss ein Studium oder den schnelleren Jobeinstieg ermöglichen.
Definition
Die Community Colleges sind vor allem aus den USA bekannt. Einrichtungen, die als Community Colleges bezeichnet werden, gibt es allerdings auch in Australien, Kanada, Indien, Malaysia, England und den Philippinen. Da die Definition von Community Colleges hier jedoch oft anders ausgelegt wird, konzentrieren wir uns in diesem Artikel auf die US-amerikanische Variante dieser Einrichtungen.
Die Community Colleges in den Vereinigten Staaten bieten jungen Schulabsolventen /-innen die Möglichkeit, ein zweijähriges Hochschulstudium in diversen Fachbereichen aufzunehmen. Das besondere ist dabei, dass sich die Studenten /-innen schon zu Beginn zwischen zwei verschiedenen Programmarten entscheiden müssen. Zum einen gibt es die sogenannten "Terminal Degree Programs". Das sind weiterbildende Programme, in denen vor allem Wert auf die berufsqualifizierende Ausbildung gelegt wird. Die zweite Variante, die sogenannten "Transfer Degree Programs", bereiten die Studenten /-innen hingegen auf die akademische Weiterbildung vor und dienen dazu, einen Wechsel an eine reguläre Hochschule anzustreben.
Community Colleges sind also deutlich praktischer ausgelegt als klassische Hochschulen und Universitäten. Außerdem achten die Einrichtungen häufig darauf, ihre Programme und Schwerpunkte an der Entwicklung der regionalen Wirtschaft auszurichten, um so für die perfekten Synergieeffekte zu sorgen. Die amerikanischen Studenten /-innen nehmen die Community Colleges als Alternative gerne wahr, mehr als 40 Prozent der jungen Menschen entscheiden sich für diese Option. Mittlerweile gibt es in den USA über 1.100 Einrichtungen dieser Art.
Studienangebot
Das Studienangebot der Community Colleges ist breit gefächert und lässt sich daher kaum eingrenzen. Du kannst dort nahezu jede Vertiefung wählen, die auch an Universitäten belegbar ist. Viele Studenten /-innen interessieren sich für praktische Fächer, wie Unternehmensführung, Hotelmanagement oder Ingenieurswesen. Ganz allgemein teilt sich das Fächerangebot der Community Colleges in Fächer, die dich aufs Studium in Amerika vorbereiten und berufsrelevante Fächer auf. Von Modedesign und Buchhaltung bis zur Anthropologie und Psychologie kannst du an den Community Colleges nahezu jeden Studiengang wählen, der dich interessiert.
Abschlüsse
Nach zwei Jahren erhalten die Absolventen /-innen der Community Colleges einen sogenannten "Associate-Abschluss". Je nach Vertiefung wird beispielsweise der "Associate of Science" (AS), der "Associate of Arts" (AA) oder der "Associate of Engineering" (AE) verliehen. Für diejenigen, die ein berufsbildendes Programm gewählt haben, ermöglicht der Abschluss nun den Einstieg in die Berufswelt. Alle, die sich für den akademischen Zweig entschieden haben, können mit dem "Associate-Abschluss" an die Universität wechseln.
Besonderheiten
Die Community Colleges unterscheiden sich nicht nur in der Studiendauer und dem inhaltlichen Aufbau von klassischen Universitäten, sondern bieten noch weitere Besonderheiten. Neben einem jüngeren Zulassungsalter von 16 Jahren sind die geringeren Studiengebühren ein enormer Vorteil, der viel mehr High School Absolventen /-innen eine Weiterbildung ermöglicht als Universitäten. Diese schrecken oft mit hohen Studiengebühren ab und machen einen akademischen Bildungsweg für viele unmöglich. Auch die Zulassung selbst ist nur selten eine Hürde, da sie nach dem Motto des "open access" nahezu jeden aufnehmen, der Interesse an einer Weiterbildung hat. Dazu sind solche Community Colleges deutlich kleiner und übersichtlicher als die großen Universitäten, was für viele das Studium angenehmer und individueller macht. Außerdem sind die Community Colleges lokaler angesiedelt und nicht nur in großen Städten und Ballungszentren zu finden, wie es häufig bei Universitäten der Fall ist. Damit ist es vielen Studenten /-innen auch ohne einen aufwändigen Umzug und teure Lebenshaltungskosten möglich, eine Weiterbildung nach der High School zu absolvieren.
Zusammengefasst bestehen die wichtigsten Besonderheiten der Community Colleges aus:
Unterschiede zur Universität
In den USA gibt es kein duales Bildungssystem wie in Deutschland, das sich in Ausbildung und Studium teilt. Die Community Colleges ersetzen die Ausbildung, bieten aber auch Fächer an, die dich auf ein Studium vorbereiten können. Die Community Colleges richten sich damit konkret an Absolventen /-innen der High Schools, die sich sowohl auf ihren weiteren akademischen als auch beruflichen Werdegang vorbereiten wollen. Bis zum fertigen Abschluss benötigst du hier nur zwei Jahre, statt der an Universitäten üblichen vier. Ein großer Unterschied besteht auch in den Inhalten, die an einem solchen Community College gelehrt werden. Diese sind wesentlich allgemeiner gehalten als an einer Universität. Es werden allgemeinbildende Kurse angeboten, die individuell mit einem besonderen Schwerpunkt ergänzt werden. Grundsätzlich liegt der Fokus der Community Colleges auf der Lehre und weniger auf der Forschung, wie es an Universitäten oft üblich ist.
Die Community Colleges sind zwar nicht mit einer Universität gleichzusetzen, erleichtern dir aber den Weg dahin: Zwischen vielen Community Colleges und Universitäten bestehen nämlich Transfervereinbarungen, die den Studenten /-innen einen einfach Wechsel nach dem beendeten Studium am Community College ins dritte Jahr eines Bachelorstudiengangs an einer Universität ermöglichen. Dieser Prozess wird häufig als "2+2 Process" bezeichnet.
Community Colleges in Deutschland
Die US-amerikanischen Community Colleges sind am ehesten mit den deutschen Berufskollegs zu vergleichen. Allerdings sind sie keinesfalls gleichzusetzen, da die deutschen Berufskollegs keine akademischen Lehrgänge anbieten, die auf die Universität vorbereiten oder gar einen Transfer dorthin ermöglichen. Der praktische Fokus der beiden Einrichtungen überschneidet sich jedoch.
Grundsätzlich sind die Community Colleges eine Besonderheit, die in Deutschland so nicht zu finden ist. Das ist vor allem darin zu begründen, dass es in Deutschland ein duales Bildungssystem gibt, welches die Schulabsolventen /-innen bereits zu Beginn in Auszubildende und Studenten /-innen aufteilt. Dadurch entfällt der Zwischenschritt über solche Community Colleges, die beide Laufbahnen vereinen. Allerdings muss auch an einem Community College die Entscheidung für eine berufsbildende oder akademische Weiterbildung getroffen werden. Im Ergebnis unterscheiden sich die Bildungssysteme daher gar nicht mal so stark, jedoch ist der Weg dahin ein anderer.
Aus dem Ausland ans Community College
Auch für deutsche Absolventen /-innen kann das Studium an einem Community College reizvoll sein. Es ermöglicht Bewerbern /-innen ohne Abitur (also ohne allgemeine Hochschulreife), Zugang zu den US-amerikanischen Universitäten zu erhalten. Außerdem ist die Variante, zuerst zwei Jahre an einem Community College zu studieren und anschließend für weitere zwei Jahre bis zum Bachelorabschluss an eine Universität zu gehen, deutlich günstiger, als direkt an einer Universität zu starten. Zusätzlich erhöht ein Abschluss an einem Community College die Chancen, für ein amerikanisches Bachelorstudium zugelassen zu werden. Bedenke aber, dass du auch für das Community College in den USA bereits sehr gute Englischkenntnisse (am besten Englisch Niveau C1 oder Englisch Niveau C2) besitzen solltest.
Anerkennung
Der von den Community Colleges verliehene Associate-Abschluss ist in Deutschland nicht anerkannt. Weder können die dort belegten akademischen Kurse auf ein deutsches Bachelorstudium angerechnet werden, noch gelten die berufsbildenden Kurse als Ausbildung. Der Besuch eines Community Colleges lohnt sich also nur, wenn auch der Bachelor in den USA abgeschlossen wird und dadurch zwei Jahre Studium eingespart werden können. Das ist auch sinnvoll, wenn du auch deinen Master in den USA absolvieren möchtest. Wenn dein Ziel eine Berufsausbildung ist und du in Deutschland arbeiten möchtest, sind die Community Colleges keine geeignete Möglichkeit für einen Abschluss.
Community Colleges im Überblick
- Community Colleges sind in den USA im frühen 20. Jahrhundert entstanden, um mehr Menschen den Einstieg in die akademische oder berufliche Laufbahn zu ermöglichen.
- Das Studium an einem Community College dauert zwei Jahre. Je nach Vertiefung kann im Anschluss das Bachelorstudium an einer Universität aufgenommen werden oder das Berufsleben beginnen.
- Mit dem Abschluss an einem Community College verkürzt sich der Bachelor an einer Universität in der Regel um zwei Jahre.
- Gegenüber den klassischen Universitäten bieten Community Colleges einige Vorteile wie ein geringeres Zulassungsalter, weniger Zulassungshürden, geringe Studiengebühren und lokale Standorte.
- In Deutschland ist der Abschluss an einem Community College nicht anerkannt.
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