Psychologen und Psychiater – die Gemeinsamkeiten und Unterschiede

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Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Überblick
Zu den Gemeinsamkeiten zählt, dass sich Psychologen und Psychiater gleichermaßen um die Behandlung von Angststörungen, Depressionen, Antriebslosigkeit und vergleichbaren Beeinträchtigungen kümmern. Der Blick auf die Symptome und Folgen einer Depression verdeutlicht, wie wichtig eine Behandlung durch psychologisches Fachpersonal ist.
Beide Berufsgruppen können als Experten für die seelische Gesundheit bezeichnet werden, doch unterscheiden sich der Ausbildungsweg und die Befugnisse. Während Psychiater auf ein Medizinstudium zurückblicken und Medikamente verschreiben dürfen, beginnen Psychologen ihre Laufbahn mit dem Studium der Psychologie.
Psychiatrie – die Zugangsvoraussetzungen und Weiterbildungsinhalte
Der Tätigkeit als Psychiater geht ein allgemeines Studium der Medizin voraus, welches etwa sechs Jahre dauert. Danach folgt eine fünfjährige Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Laut Muster-Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer sind mindestens 12 Monate in der Neurologie und 24 Monate in der stationären Patientenversorgung zu absolvieren. Neben der Weiterbildungsdauer sind auch die Verkürzungs- und Verlängerungsmöglichkeiten in den Rechtsgrundlagen der Landesärztekammern geregelt.
Im Rahmen der fachärztlichen Weiterbildung wird der psychiatrischen Krankheitslehre und Diagnostik eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Zum einen werden die psychodiagnostische Testverfahren erörtert, zum anderen die Grundlagen der Psychotherapie vermittelt. Die verschiedenen neurophysiologischen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden sind ein wichtiger Bestandteil der Weiterbildung. Psychopharmakologie, Palliativmedizin und die Behandlung von Suchtkranken werden dir ebenfalls begegnen.
Psychologie – die Zugangsvoraussetzungen und Studieninhalte
Wenn du als Psychologe arbeiten möchtest, steht ein Studium in Psychologie an erster Stelle - du benötigst also die allgemeine Hochschulreife. Wenn du dich für ein Studium an einer Fachhochschule entscheidet, musst du mindestens die Fachhochschulreife besitzen. Die Regelstudiendauer liegt zwischen drei und vier Jahren. Je nach Studiengang darfst du dich nach erfolgreichem Abschluss Bachelor of Arts (B.A.) oder Bachelor of Science (B.Sc.) nennen.
Wie andere Wissenschaften folgt auch das Studienfach Psychologie dem allgemeinen Aufbau aus Grundlagen-, Methoden- und Anwendungsfächern. Während in den Grundlagenfächern die Basistheorien und -ansätze der unterschiedlichen psychologischen Zweige vermittelt werden, beschäftigten sich die Methodenfächer mit den handwerklichen Fähigkeiten zum psychologischen Arbeiten. Fächer wie Versuchsplanung und –durchführung, Forschungsmethoden, Wissenschaftstheorie, Statistik und Ethik spielen bei dem Psychologiestudium eine wichtige Rolle. Die praktische Anwendung deines theoretischen Wissens steht bei den Anwendungsfächern im Mittelpunkt.
Das weiterführende Studienfach Psychologie wird in der Regel genutzt, um eine Spezialisierung in einem bestimmten Teilbereich zu erlangen. Je nach Studiengang kannst du dich hier nach erfolgreichem Abschluss Master of Arts (M.A.) oder Master of Science (M.Sc.) nennen.
Diese Fähigkeiten und Eigenschaften sind gefragt
Ob Psychiater oder Psychologe, bestimmte (Soft-) Skills solltest du im Idealfall mitbringen, denn sie sind für die Berufsausübung wichtig. Psychologische Fachkräfte sollten in der Lage sein, innerhalb kurzer Zeit eine Beziehung zu dem Patienten aufzubauen und dessen Vertrauen zu gewinnen. Kommunikationsfähigkeiten erhöhen den Behandlungserfolg und verbessern die Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsdienstleistern.
Bei den psychologischen Berufen geht es darum, die Vorteile verschiedener Behandlungen abzuwägen und dann eine passende Therapie auszuwählen. Kritisches Denken kann daher als weitere wichtige Fähigkeit genannt werden, die sowohl von Psychologen als auch von Psychiatern abverlangt wird.
Psychiater – die Tätigkeiten im Überblick
Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie erkennen und behandeln neurologische, entwicklungsbedingte, psychosomatische und psychische Erkrankungen. Auch soziale und psychische Verhaltensauffälligkeiten gehören zu dem Aufgabengebiet von Psychiatern. Sie beleuchten die möglichen organischen Ursachen, die zu einem psychologischen Unwohlsein führen können. Exemplarisch sind Störungen bei der Gehirnchemie zu nennen. In der Regel behandelst du als Psychiater deine Patienten mit Medikamenten, die heutzutage auch in Online-Apotheken erhältlich sind.
Psychologen – die Tätigkeiten in der Übersicht
Im Mittelpunkt der Tätigkeiten von Psychologen steht die Durchführung von psychodiagnostischen Maßnahmen, die dem Analysieren von Ursachen für Krankheiten, Störungen und Verhaltensauffälligkeiten dienen. Die weiteren Aufgaben und Tätigkeiten variieren je nach Einsatzbereich. In der klinischen Psychologie betreust du Schmerz- und Palliativpatienten, unterstützt Menschen in Krisensituationen und ergreifst entwicklungsfördernde Maßnahmen. Psychologen arbeiten im Gegensatz zu Psychiatern nicht mit Medikamenten, sondern mit Gesprächen sowie speziellen Methoden und Interventionstechniken.
Nach dem Psychologie-Studium kommen nicht nur medizinische Einrichtungen als Beschäftigungsbetrieb für dich in Betracht. Psychologen werden unter anderem im Marketing, in der Unternehmensberatung, im Personalwesen und in der Marktforschung eingesetzt. Hintergrund ist die Tatsache, dass Psychologen nicht nur psychische Erkrankungen behandeln, sondern auch dabei helfen können, das Verhalten von Menschen und Bevölkerungsgruppen besser zu verstehen und teilweise vorauszusagen.

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Psychiater vs. Psychologe – das Gehalt
Nach dem Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit beträgt das durchschnittliche Bruttogehalt von Psychiatern rund 6.700 € pro Monat. Während das mittlere monatliche Bruttoentgelt in Baden-Württemberg bei 7.035 € liegt, ist in Nordrhein-Westfalen ein Lohn von 7.020 € brutto pro Monat der Median.
Im Vergleich zu Fachärzten für Psychiatrie und Psychotherapie verdienst du als Psychologe im Regelfall etwas weniger. Das durchschnittliche Bruttogehalt liegt bei 4.713 € und steigt unter bestimmten Voraussetzungen auf über 5.900 € brutto pro Monat. Unter anderem Faktoren wie Berufserfahrung und Sitz des Beschäftigungsbetriebes wirken sich auf die Höhe des Lohns aus. In Berlin, Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen wird tendenziell ein durchschnittliches Gehalt von über 4.800 € brutto pro Monat gezahlt.
Psychotherapeuten – zwei Wege führen zum Ziel
Grundsätzlich kann zwischen psychologischen Psychotherapeuten und psychiatrischen Psychotherapeuten differenziert werden. Wie es die Bezeichnung bereits erahnen lässt, bestehen Unterschiede im jeweiligen Werdegang. Bei einem psychiatrischen Psychotherapeuten handelt es sich um einen studierten Mediziner, der über die entsprechende Facharztausbildung verfügt. Psychologische Psychotherapeuten blicken auf ein Psychologiestudium und eine anschließende therapeutische Ausbildung zurück.
Die Weiterbildung zum psychologischen Psychotherapeut nimmt rund 3 Jahre in Anspruch. Unter anderem werden dir entwicklungs-, sozial-, persönlichkeits- und neuropsychologische Grundlagen der Psychotherapie im Rahmen der Ausbildung vermittelt. Psychologische Psychotherapeuten werden vorrangig in psychotherapeutischen Praxen, in Erziehungsheimen und Beratungseinrichtungen, in psychosomatischen Einrichtungen sowie in Krankenhäusern und Kliniken beschäftigt. Für die Weiterbildung spricht, dass erst nach erfolgreichem Abschluss bestimmte Formen der Psychotherapie als Kassenleistung abgerechnet werden dürfen. Zum einen kannst du deinen beruflichen Wissenshorizont erweitert werden, zum anderen erhöht sich für dich die Chance auf ein höheres Gehalt.
Wie bereits dargelegt, handelt es sich bei Psychiatern um Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie. Die Komponente Psychotherapie ist demnach bereits ein wichtiger Bestandteil des Studiums, weshalb psychiatrische Psychotherapeuten allgemein nur als Psychiater bezeichnet werden. Seit 1994 ist die Psychotherapie obligat in die Facharztausbildung der Psychiater mit aufgenommen.
Während psychiatrische Psychotherapeuten zur Behandlung von Patienten Medikamente verordnen dürfen, arbeiten psychologische Psychotherapeuten mit verschiedenen Therapieansätzen, die auf Gesprächen und der Ergründung eines Menschen aufbauen.
Die Zukunft der Psychologie
Abschlüsse in Psychologie zielen darauf ab, dir eine breite Grundlage in zeitgenössischen psychologischen Konzepten zu bieten. Kurse wie Sozialpsychologie, menschliche Entwicklung, multikulturelle Psychologie und mehr helfen dir, angewandtes, berufsbezogenes Wissen zu erwerben, das du während deines gesamten Berufslebens nutzen kannst. Als Wissenschaft und Studienrichtung entwickelt sich die Psychologie ständig weiter. Neue Forschungsgebiete werden erforscht und jahrzehntealte Überzeugungen werden in Frage gestellt, sobald neue Informationen ans Licht kommen.
Wenn du deine Abschluss in Psychologie anstrebst, ist es entscheidend, dass du dich über die neuesten Trends und Entwicklungen auf dem Laufenden hältst, die diesen Bereich prägen, einschließlich aufkeimender neuer Themen in den Sozialwissenschaften.
Psychologie ist kein insulares oder isoliertes Gebiet. Stattdessen können psychologische Konzepte, Methoden und Forschung verwendet werden, um die Ursachen und Auswirkungen anderer Ereignisse und Phänomene in mehreren Sozialwissenschaften zu untersuchen. Zu den Bereichen, die in Zukunft wahrscheinlich von der Psychologie beeinflusst werden, gehören beispielsweise Arbeitsplatzrichtlinien, Ernährung und psychische Gesundheit und sogar der Umgang der Menschen mit dem Planeten.
Arbeitsbedingte Gesundheitsprobleme und Psychologie
Jahrzehntelang wurden nur physische Ereignisse wie ein Armbruch als arbeitsbedingte Verletzungen betrachtet. Entwicklungen in der Psychologie drängen aber darauf, auch psychische Gesundheitsereignisse als arbeitsbedingte Verletzungen einzubeziehen.
Laut dem Employer-Reported Workplace Injuries and Illness Report 2017 des US Bureau of Labor Statistics ist die Gesamtzahl der meldepflichtigen Fälle von nicht tödlichen Arbeitsunfällen seit 2004 fast jedes Jahr zurückgegangen. Diese können zunächst als Beweis dafür interpretiert werden, dass Arbeitsplätze sicherer werden. Einige Psychologen haben jedoch begonnen, sich zu fragen, ob psychische Störungen wie Depressionen oder Angstzustände, die durch organisatorische Stressoren verursacht werden, auch als arbeitsbedingte Verletzungen angesehen werden können.
Eine im Journal of Health and Social Sciences veröffentlichte Studie beschreibt, wie psychische Verletzungen "aus einem gewöhnlichen Konflikt am Arbeitsplatz hervorgehen können, ohne ein schweres traumatisches Ereignis". Auch wenn die Öffentlichkeit arbeitsbedingte Verletzungen im Allgemeinen als körperliche Ereignisse betrachtet, zeigt diese Untersuchung, dass zukünftige psychische Erkrankungen routinemäßig als Folge von Bedingungen am Arbeitsplatz diagnostiziert werden können.
Die Tatsache, dass psychische Verletzungen nunmehr neben körperlichen Verletzungen berücksichtigt werden, unterstreicht, wie sehr sich die Psychologie entwickelt hat und weiter entwickeln wird.
Die psychologischen Auswirkungen des Klimawandels
Der Klimawandel verändert unseren Planeten und die Art und Weise, wie die Menschen in den kommenden Jahrzehnten auf ihm leben werden. Diese Umweltveränderungen werden tiefgreifende psychologische Auswirkungen auf die Menschheit haben, und Forscher untersuchen bereits einige der Herausforderungen für die psychische Gesundheit, denen wir im Zuge des Klimawandels gegenüberstehen könnten.
Ein Bereich der Wissenschaft und Forschung zum Klimawandel, der derzeit wächst, ist die Psychologie des Klimawandels. Sie bezieht sich darauf, wie der Klimawandel den menschlichen Geist beeinflusst und beeinflussen könnte, sowohl jetzt als auch in der Zukunft. Zum einen geht es um die Verarbeitung von persönlichen Ängsten, zum anderen um den Umgang mit gesellschaftlichen Herausforderungen. Teilweise gilt es geliebte Gewohnheiten aufzugeben, um der übergeordneten Sache zu dienen. Auch dies kann sich auf die psychologische Gesundheit von Einzelnen auswirken.
Ernährung und psychische Gesundheit
Es mag verlockend sein, Ernährung als etwas zu betrachten, das nur die körperliche Gesundheit beeinflusst, aber tatsächlich ist sie auch eng mit der psychischen Gesundheit verbunden. Ernährung ist ein Bereich, in dem aktuelle und zukünftige Psychologen große Fortschritte machen können.
Eine im Australian Occupational Therapy Journal veröffentlichte Studie untersuchte die Beziehung zwischen schweren psychischen Erkrankungen und höheren Raten von Fettleibigkeit, bei der schlechte Ernährung eine Rolle gespielt hat. Es stellte sich heraus, dass psychische Erkrankungen zu schlechter Ernährung führen können. Unter anderem Depressionen können zu einer negativen Veränderung beim Essverhalten führen. Die schlechte Ernährung kann wiederum zu körperlichen Gesundheitsproblemen wie Fettleibigkeit führen. In einigen Fällen kann auch die falsche Ernährung die aktuelle psychische Erkrankung verschlimmern.
In Zukunft wird uns die Psychologie wahrscheinlich weiterhin zeigen, wie eng die Ernährung mit unserem Denken und Fühlen zusammenhängt. Forscher beweisen, dass die Nahrung und die Vitamine, die wir konsumieren, einen großen positiven und negativen Einfluss auf unseren mentalen Zustand haben können.
Erforschung der menschlichen Vielfalt
Die Forschung zur Zukunft des Geistes kann auch wertvolle Erkenntnisse darüber liefern, wie sich Diskriminierung und Stereotypisierung auf die Gesundheit verschiedener demografischer Gruppen auswirken. Jüngste Untersuchungen zur menschlichen Vielfalt haben gezeigt, dass Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund ihr ganzes Leben lang mit Nachteilen und Herausforderungen konfrontiert sein können. Beispielsweise stellte ein erschienener Bericht im Pediatric Blood & Cancer fest, wie gesundheitliche Unterschiede in Bezug auf Rasse, ethnische Zugehörigkeit, sozioökonomischen Status und Versicherungsstatus die Qualität, den Zugang und die Gesundheitsergebnisse für Kinder beeinflussen.
Die psychologische Forschung kann diese Art von Studien jedoch noch einen Schritt weiterführen und das Verhalten und die Beziehungen untersuchen, die zu Problemen wie Mobbing, Stereotypisierung und Diskriminierung zwischen verschiedenen Personen beitragen. In einem Artikel, der in der Zeitschrift Clinical Child Psychology and Psychiatry veröffentlicht wurde, untersuchten Forscher, wie sich die Beziehungen zwischen Geschwistern verändern, nachdem sich eines von ihnen öffentlich als transgender oder nicht-binär geoutet hat. In dem Artikel heißt es: "Die Entwicklung eines besseren Verständnisses für Transgender-Themen schien es jungen Menschen zu ermöglichen, unterstützende Rollen einzunehmen, und als Folge davon berichteten sie, dass ihre Beziehungen zu ihren Geschwistern unterschiedlicher Geschlechter verbessert wurden." Die Forscher stellten auch fest, dass sich einige Befragte über die stärker werdenden Beziehungen hinaus mehr Sorgen um das Wohlergehen ihrer Transgender-Geschwister machten, nachdem sie sich der erheblichen Probleme bewusst wurden, mit denen diese Gemeinschaft konfrontiert ist. Diese Studie ist ein großartiges Beispiel für die potenzielle Zukunft der Psychologie und gibt Einblicke in Ursachen und mögliche Lösungen für herausfordernde soziale Probleme unter Randgruppen.
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