Deine eigene WG gründen: Was du vorher wissen solltest
Eine eigene WG zu gründen, ist für viele Cliquen der absolute Traum. | Foto: Melissa Askew / Unsplash
WG gründen: So klappt’s!
Einfach Wohnung mieten und los geht’s – so einfach ist es nun leider doch nicht. Wenn du eine WG gründen möchtest, solltest du ein paar Dinge beachten, darunter natürlich geltendes Mietrecht, aber auch ein paar Faktoren, die konkret deine zukünftigen Mitbewohner/-innen betreffen. Nimm dir also etwas Zeit für die Planung und orientiere dich gern an unserer Checkliste "In 7 Schritten deine WG gründen".
Definition WG
"WG" ist ein sogenanntes Akronym und steht für "Wohngemeinschaft". Sogesehen ist eigentlich jeder Haushalt mit mehreren Personen eine Art WG. Lexikalisiert hat sich der Begriff aber eher für einen Haushalt, in dem typischerweise Personen zusammenleben, die nicht miteinander verwandt und auch in keiner Partnerschaft verbunden sind. Die Anzahl der Mitbewohner /-innen ist dabei nach oben offen.
Voraussetzungen
Du solltest volljährig sein, aber prinzipiell musst du keinerlei weitere formale Voraussetzungen erfüllen, um eine WG zu gründen. Hilfreich ist es sicherlich auch, wenn du ein geregeltes Einkommen (zum Beispiel in Form von Nebenjob und BAföG), sowie ein paar Rücklagen nachweisen kannst.
Ansonsten brauchst du aber nur ein wenig Geduld, Sorgfalt und Spaß am Organisieren, um eine WG zu gründen. Bedenke, dass du anfangs der/die Ansprechpartner/-in für deine neuen Mitbewohner/-innen bist und sich sicherlich auch ein paar kleine bis mittlere Probleme auftun. Das ist ganz normal.
Der Ablauf – In 7 Schritten deine WG gründen!
Du brauchst erst einmal einen groben Überblick über das, was beim Gründen einer eigenen WG auf dich zukommt? Kein Problem! Die sieben wichtigsten ersten Schritte, haben wir hier für dich übersichtlich zusammengestellt.
Schritt 1: Mitbewohner finden!
Wenn du eine eigene WG gründen willst, ist der allererste Schritt nicht etwa die Wohnungssuche! Stattdessen solltest du zuerst deine zukünftigen Mitbewohner /-innen finden, denn das erleichtert die gesamte Organisation ungemein. Außerdem kannst du dir so ganz sicher sein, dass ihr gemeinsam die optimale Wohnung für eure zukünftige WG auswählt.
Schritt 2: Auf Finanzen einigen
Auch diesen Schritt solltest du unbedingt vor der eigentlichen Wohnungssuche einplanen. Verständige dich mit deinen potenziellen neuen Mitbewohnern /-innen auf einen ganz konkreten finanziellen Rahmen.
Ein Beispiel:
Du möchtest mit drei weiteren Personen eine WG gründen und jede /-r von euch kann maximal 300 Euro beisteuern. Die neue Wohnung darf also alle Nebenkosten mit eingerechnet maximal 1.200 Euro im Monat kosten.
Schritt 3: Wohnungssuche
Jetzt geht’s an die Wohnungssuche! Je nachdem, wie viele Mitbewohner /-innen die WG später haben soll, musst du natürlich auf die entsprechende Anzahl von Zimmern achten. Seid ihr also zu viert und wünscht euch ein gemeinsames Wohnzimmer, halte Ausschau nach einer Fünf-Zimmer-Wohnung. Es kann bei mehr als zwei oder drei Personen auch sinnvoll sein, ein zweites Bad zur Verfügung zu haben. Hast du eine Wohnung mit Garten im Auge, solltest du vorher mit deinen Mitbewohnern/-innen absprechen, wer sich wann darum kümmert. Auch die Nutzung einer Waschküche musst du regeln.
Schritt 4: Mietvertrag
Hast du die perfekte Wohnung gefunden, um deine WG zu gründen, kommen ein paar unausweichliche Formalitäten auf dich zu. An ganz oberster Stelle steht dabei, ob der/die Vermieter /-in einer WG in seiner/ihrer Wohnung überhaupt zustimmt. Wenn ja, gibt es verschiedene Modelle eines Mietvertrags. Zum Beispiel kann eine /-r von euch als Hauptmieter /-in bestimmt werden, der/die dann an die anderen untervermietet. Alternativ werden alle Mietparteien gleichwertig im Mietvertrag geführt. Das macht es allerdings schwieriger, die Zusammensetzung der WG zu verändern.
Schritt 5: Faire Kosten- und Aufgabenverteilung
In Schritt 2 hast du bereits dafür gesorgt, dass du dich mit deinen neuen Mitbewohnern/-innen auf einen finanziellen Rahmen einigen konntest. Was die reine Miete angeht, ist das ziemlich leicht: Miete durch die Anzahl der Mitbewohner /-innen teilen und fertig. Das Gleiche geht auch bei den Nebenkosten, aber wie ist es zum Beispiel mit Telefonie und Internet? Einen entsprechenden Vertrag muss letztendlich eine /-r von euch abschließen, bevor ihr auch hier die Kosten aufteilen könnt. Prinzipiell könnte man auch eine Regelung treffen, die zum Beispiel besagt: "Person A zahlt den Strom, Person B das Internet"
So ein Modell kann aber schnell kippen, wenn Tarife sich ändern oder Nachzahlungen fällig werden. Daher ist es tatsächlich am sinnvollsten, alles genau gleich zu teilen.
Ähnlich verhält es sich mit Haushaltsaufgaben: Besser einen Rotationsplan erstellen, als einzelne Aufgaben an einzelne Personen übertragen – so kommt auch keine Langeweile auf.
Schritt 6: Versicherungen abschließen
Wird oft vergessen, ist aber sehr wichtig: Für deine neue WG solltest du mindestens eine Hausratversicherung abschließen. Die deckt im Ernstfall Schäden durch Brände, oder Wasserrohrbrüche ab. Häufig wird auch eine Kombination aus Hausrat- und Haftpflichtversicherung angeboten, die dich und deine Mitbewohner/-innen zusätzlich schützt.
Schritt 7: Das Miteinander aufbauen
Wichtigster Schritt für eine funktionierende WG: ein respektvolles Miteinander aufbauen. Wenn du und deine neuen Mitbewohner /-innen bereits befreundet seid, wird das leichter fallen, aber zusammen unter einem Dach zu leben, bringt auch einige Herausforderungen mit sich. Sorg’ dafür, dass sich niemand übergangen oder benachteiligt fühlt. Auch solltest du klare Regeln aufstellen, was zum Beispiel das Einladen von Gästen oder die Einhaltung von Ruhezeiten angeht.
Dann steht dem Abenteuer WG nichts mehr im Wege!
Organisatorisches
Am Anfang jeder WG-Gründung steht ein bisschen organisatorischer Aufwand. Was du dabei beachten solltest, liest du hier:
Genaue Kostenaufstellung
Wie bereits erwähnt, solltest du – wenn du eine eigene WG gründen willst – die Finanzen sehr genau im Blick behalten. Am besten funktioniert es in der Regel, jeden Posten in Verbindung mit der Wohnung einzeln zu führen und durch die Anzahl der Mitbewohner/-innen zu teilen. So schaffst du hundertprozentige Fairness. Komplizierter wird es, wenn zum Beispiel die Zimmer unterschiedlich groß sind oder nicht jede /-r ungefähr gleich viel Zeit in der Wohnung verbringt. Setzt euch in solchen Fällen am besten zusammen und entwickelt gemeinsam Lösungen.
Behörden und Ämter
Gerade in der Anfangszeit ist es wichtig, dass du nichts Wichtiges in Verbindung mit deiner neuen WG vergisst. Beispielsweise müssen Strom- und Wasserversorgung kontaktiert und neue Verträge abgeschlossen werden. Das Gleiche gilt für Telefonie und Internet. Außerdem müssen alle deine neuen Mitbewohner /-innen auch in der neuen Wohnung gemeldet sein, sonst kann es später Probleme geben. Die Anlaufstelle dafür ist das Bürgerbüro des Stadtbezirks, in dem auch die Wohnung liegt.
Notfallregelung
Eine Notfallregelung ist so etwas wie eine Betriebsanleitung, für den Fall, dass mal etwas so richtig schief geht. Was zum Beispiel passiert, wenn eine /-r von euch seinen/ihren Job verliert und keine Miete zahlen kann? Oder wenn das BAföG ausbleibt? Was passiert, wenn jemand über mehrere Wochen oder Monate woanders hin muss und wie ist das Vorgehen, wenn eine /-r von euch einen schlimmen Unfall haben sollte?
All diese Dinge, kannst du in einer gemeinsamen Notfallregelung schon von Anfang an klären. Das hat den Vorteil, dass alle dieser Regelung zustimmen und sich später darauf berufen können. Alle Punkte, die sich auf Feinheiten beim Mietrecht beziehen, kannst und solltest du außerdem mit dem/der Vermieter /-in absprechen.
Mietrecht
Für eine als WG genutzte Wohnung sollte auch ein entsprechender Mietvertrag aufgesetzt werden. Dabei gibt es ein paar Dinge zu beachten, damit später kein Streit und keine Missverständnisse aufkommen.
Prinzipiell kann jede Wohnung als WG genutzt werden, der/die Vermieter/-in muss dieser Nutzung aber zustimmen. Ab dann gibt es zwei Möglichkeiten.
- Möglichkeit 1: Es wird ein /-e Hauptmieter /-in bestimmt, der/die dann an die anderen Mitbewohner /-innen untervermietet. Das macht den Austausch einzelner Mitglieder der WG einfacher, bedeutet aber auch, dass nur der/die Hauptmieter /-in gegenüber dem/der Vermieter /-in zahlungspflichtig ist. Er oder sie steht dann in eigener Verantwortung, die Untermiete von den anderen einzuholen.
- Möglichkeit 2: Alle Mitglieder der zukünftigen WG unterschreiben gemeinsam den Mietvertrag. Somit sind alle gleichberechtigt, aber falls der Vertrag gekündigt werden soll und sich eine /-r der Unterzeichnenden weigert, haben auch die anderen ein Problem und müssen schlimmstenfalls klagen. Um das zu vermeiden, sollten solche Szenarien vorher durchgesprochen und faire Lösungen erarbeitet werden.
WG gründen neu gedacht: Inklusion und Unterstützung
Nicht immer muss eine WG nur aus Studenten /-innen bestehen! Das Prinzip einer Wohngemeinschaft kann auch für Menschen mit Behinderung, Senioren /-innen oder Migranten /-innen mehr als sinnvoll sein. Im Prinzip geht es immer darum, einander optimal mit den jeweiligen Ressourcen unter die Arme zu greifen.
Hilfe für ältere Menschen
Dem Konzept "Wohnen für Hilfe" liegt eine ganz einfache, aber auch geniale Idee zugrunde: Eine Partei hat Platz zu bieten, die andere Tatkraft.
Im Wesentlichen ziehst du in einen Seniorenhaushalt mit ein und bietest dort deine Unterstützung in allen Lebensbereichen: Einkaufen, Begleitung bei Arztbesuchen, Putzen, Reparaturen,...
Dafür ist dir dann der Beitrag zur Miete erlassen und beide Seiten können profitieren.
Inklusion
Ähnlich wie ein Alt-Jung-Haushalt kann auch ein inklusiver Haushalt gelingen. Bei diesem Modell wohnen Menschen mit und ohne Behinderung zusammen und letztere können von ersteren wenn nötig bei alltäglichen Abläufen unterstützt werden. Im Gegenzug profitiert der gesamte Haushalt von der Wohnraumförderung.
Integration
Eine neue Sprache zu erlernen, geht besonders leicht, wenn man Muttersprachler /-innen um sich herum hat. Das macht eine WG auch für Menschen mit Migrationshintergrund zu einem interessanten Konzept. Im Idealfall sollten die Mitbewohner /-innen gemeinsam versuchen, beim Lernen zu unterstützen. Auch Hilfe bei diversen Anträgen und Unterstützung bei Amtsterminen kann so gewährleistet werden und im alltäglichen Leben ein kultureller Austausch stattfinden.
FAQ: Häufige Fragen
WG gründen im Überblick
- Eine WG ist erst einmal nichts anderes als ein Haushalt, in dem mehrere nicht miteinander verwandte Menschen zusammenleben.
- Du musst keine formalen Voraussetzungen erfüllen, um eine WG zu gründen, aber du solltest dir bewusst sein, dass damit auch etwas organisatorischer Aufwand auf dich zukommt.
- Mit unseren sieben Schritten zur eigenen WG bist du gerade am Anfang gut beraten.
- Das A und O bei einer WG ist Fairness – sowohl finanziell als auch zwischenmenschlich.
Das könnte dich auch interessieren
Wohnen für Hilfe: In dieser WG musst du keine Miete zahlen
Jetzt lesenStudenten WG: Tipps für ein gelungenes WG-Leben
Jetzt lesenWohngeld: Hast du Anspruch auf Unterstützung?
Jetzt lesenArtikel-Bewertung:
Anzahl Bewertungen: 327