Zweitstudium – Was du dabei beachten musst!
Viele Studierende in Deutschland entscheiden sich nach ihrem Hochschulabschluss für ein Zweitstudium. | Foto: Vasyl Dolmatov/Getty Images
Was ist ein Zweitstudium überhaupt?
Wenn du dich nach dem erfolgreichen Abschluss eines Hochschulstudiums für ein Zweitstudium entscheidest, bist du in Deutschland damit nicht allein! Laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes studierte im Wintersemester 2014/2015 jeder zwanzigste Studierende im Zweitstudium. Die drei beliebtesten Studiengänge für ein Zweitstudium waren hierbei Informatik, Wirtschaftswissenschaften und Mathematik.
Häufig kommt es bei der Begrifflichkeit Zweitstudium zu Verwirrungen. Ist die Wahl eines Master-Studiengangs jetzt auch ein Zweitstudium, weil das ja quasi das zweite Studium nach dem Bachelor-Abschluss ist? Ganz klares Nein! Ein Zweitstudium stellt ein weiteres grundständiges Studium dar, welches erst nach dem erfolgreichen Abschluss eines vorhergehenden grundständigen Studiums aufgenommen wird. Auf diese Weise lässt es sich klar vom postgradualen Studium unterscheiden, welches auf ein grundständiges Studium aufbaut. In den meisten Fällen handelt es sich bei grundständigen Studiengängen um Studiengänge, die mit einem Bachelor-Grad abschließen, und bei postgradualen Studiengängen um solche, die du mit einem Master-Abschluss beendest.
Inhaltsverzeichnis
Was du bei deiner Bewerbung für ein Zweitstudium wissen musst
Grundsätzlich gelten für Erst- und Zweitstudienbewerber bei der Bewerbung dieselben Voraussetzungen. Für Zweitstudienbewerber gibt es jedoch leider eine zusätzliche Hürde. Die Stiftung für Hochschulzulassung (Sfh), welche das Bewerberverfahren für bundesweit zulassungsbeschränkte Studiengänge zentral regelt, sieht für Zweitstudienbewerber lediglich drei Prozent der zu vergebenden Studienplätze vor. Bundesweit zulassungsbeschränkt sind derzeit die Studiengänge Human-, Tier- und Zahnmedizin, Pharmazie sowie Lebensmittelchemie. Auch ein Großteil der deutschen Hochschulen vergibt bei örtlich zulassungsbeschränkten Studiengängen lediglich zwischen zwei und vier Prozent der Studienplätze an Zweitstudienbewerber. Dies lässt sich damit begründen, dass Studienbewerber, die noch nicht die Chance hatten, einen Studiengang abzuschließen gegenüber denjenigen, die bereits einen Hochschulabschluss haben, bevorzugt werden sollen. Handelt es sich bei deinem Wunschfach für das Zweitstudium um einen NC-freien Studiengang, hast du mit der 2 – 4- Prozent Hürde zum Glück nicht zu kämpfen.
Wie du deine Chancen verbesserst
Unabhängig davon, dass du dir deiner Gründe für das Angehen eines Zweitstudiums für deine eigene Motivation und Zielsetzung bewusst sein solltest, schadet dies auch für deine Bewerbung nicht. Mithilfe eines Motivationsschreibens, in welchem du überzeugend und eindrücklich deine Beweggründe darlegst, kannst du deine Chancen, zu einem der wenigen Studienplätze zugelassen zu werden, erheblich steigern. Die Stiftung für Hochschulzulassung verwendet hierbei ein bestimmtes Punktesystem, auf welches auch die Mehrheit der Hochschulen zurückgreift. Je nachdem, wie deine persönliche Motivation für ein Zweitstudium aussieht, werden Punkte vergeben. Je höher deine Punktzahl ist, desto größer sind deine Chancen auf einen Studienplatz.
Berufliche Gründe
Grundsätzlich wird zwischen beruflichen, wissenschaftlichen und sonstigen Gründen unterschieden. Innerhalb dieser drei Kategorien kommt es zu weiteren Unterteilungen.
Neun Punkte bekommst du, wenn du zwingende berufliche Gründe für das Aufnehmen eines Zweitstudiums anführen kannst. Diese liegen vor, wenn du einen Beruf anstrebst, der unumgänglich nur mit dem Absolvieren eines weiteren Studiengangs zu erreichen ist. Laut der Stiftung für Hochschulzulassung ist dies für das Wintersemester 2018/2019 für folgende Berufsbilder der Fall:
- Kieferchirurg (Studium der Medizin und der Zahnmedizin)
- Stabsapotheker der Bundeswehr (Studium der Pharmazie und der Lebensmittelchemie)
- Ordensgeistlicher (Studium der Theologie und des Lehramts)
Sieben Punkte erhältst du für besondere berufliche Gründe, wenn du begründen kannst, dass ein Zweitstudium eine sinnvolle Ergänzung zu deinem im Vorhinein studierten Fach darstellt und du so deine Chancen auf dem Arbeitsmarkt erheblich steigern kannst. Vier Punkte werden dir für sonstige berufliche Gründe zugeteilt, welche bestehen, wenn du lediglich deswegen für ein Zweitstudium argumentierst, weil du dein Tätigkeitsfeld auf sinnvolle Art erweitern möchtest.
Wissenschaftliche Gründe
Siehst du deine Zukunft in der wissenschaftlichen Tätigkeit, kannst du in deinem Motivationsschreiben wissenschaftliche Gründe nennen, um für deine Zulassung zum Zweitstudium zu argumentieren. Ganz wichtig zu beachten ist hierbei, dass du dafür allerdings bereits in der Wissenschaft tätig gewesen sein musst oder immer noch bist. Sieben Punkte bekommst du, wenn die wissenschaftlichen Gründe durch deinen bisherigen Lebenslauf belegt werden können. Neun Punkte erhältst du, wenn du bereits wissenschaftliche Leistungen erbracht hast, die von einem interdisziplinären Zugang durch ein zweites Fach enorm profitieren würden. Elf Punkte erlangst du, wenn das Zweitstudium deine Forschungen soweit vorantreiben würde, dass ein hohes öffentliches und allgemeines Interesse hierfür besteht.
Sonstige Gründe
Bis zu zwei Punkte können dann vergeben werden, wenn du nach einer Familienphase einen erneuten Berufseinstieg oder eine Neuorientierung planst.
Beim Schreiben deines Motivationsschreibens solltest du dir die ganze Zeit darüber bewusst sein, dass schlussendlich ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin deinen Text liest, der neben deinem noch viele weitere Bewerbungsschreiben an einem Tag liest. Du solltest dir also Mühe geben, deine Beweggründe für ein Zweitstudium möglichst stringent und überzeugend darzustellen und solltest vermeiden, Standardfloskeln zu verwenden.
Weiteres Wissenswertes
An den meisten Hochschulen fließt neben deinem Motivationsschreiben außerdem die Endnote deines zuletzt abgeschlossenen Studiums mit in die Bewertung ein. Je nachdem, wie gut oder schlecht dein Abitur war, dessen Endnote bei der Erststudienbewerbung als Kriterium gilt, kann diese Regelung Fluch oder Segen sein.
Wenn du zu deinem Wunschzweitstudium zugelassen worden bist und dein zweiter Studiengang eine verwandte Fachdisziplin zu deinem ersten Studiengang darstellt, solltest du darauf achten, ob du dir beispielsweise Grundlagenvorlesungen aus deinem Erststudium für dein Zweitstudium anrechnen lassen kannst. So kannst du dir eine Menge Zeit sparen!
In einigen Bundesländern werden von Langzeit- und Zweitstudierenden erhöhte oder zusätzliche Studiengebühren pro Semester erhoben. Dies ist in Baden-Württemberg (500 Euro), Bremen (500 Euro), Niedersachsen (500 Euro), Rheinland-Pfalz (650 Euro), Sachsen (500 Euro), Sachsen-Anhalt (500 Euro), Thüringen (500Euro) und im Saarland (bis zu 500 Euro) der Fall. Dieser finanzielle Aspekt sollte dir vor der Entscheidung für ein Zweitstudium klar sein, da es außerdem sehr schwierig ist BAföG im Zweitstudium zu bekommen. Um für die Kosten eines Zweitstudiums aufzukommen, wären ein Teilzeitstudium oder ein berufsbegleitendes Fernstudium gute Möglichkeiten, um trotz Studium noch arbeiten und Geld verdienen zu können. Ein Vorteil hier ist, dass du beispielsweise im Falle eines Fernstudiums die daraus resultierenden Fernstudium-Kosten von den Steuern absetzen könntest.
Mögliche Alternativen zum Zweitstudium
Allein die Tatsache, dass die Zeit an der Uni eine sehr schöne Zeit ist und du durch ein Zweitstudium deinen Aufenthalt an dieser verlängerst, könnte schon ausschlaggebend genug sein, damit du dich für ein Zweitstudium entscheidest. Jedoch sollte dir auch klar sein, dass eine hohe Eigenmotivation vonnöten ist, um noch einmal ein ganz neues Studium zu beginnen, nachdem du bereits viel Zeit und Energie in einen Hochschulabschluss investiert hast, und viele deiner Kommilitonen vielleicht schon ins Berufsleben starten. Solltest du merken, dass deine Motivation doch nicht allzu groß und langfristig ist, könnten auch Weiterbildungen der Industrie- und Handelskammer, Seminare von Stiftungen, praktische Weiterbildungsangebote von Unis, Online-Kurse oder MOOCs eine Alternative für dich sein, um dein Wissen und deine Kompetenzen zu erweitern und so den Weg in eine bestimmte Berufsbranche zu finden.
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