Socialmatch: Spielend Anschluss finden in der neuen Stadt

Ann-Christin Kieter - 04.05.2017

 Socialmatch Kennenlernspiel

Dieses Brettspiel (Mix aus Activity und Therapy) soll beim Kennenlernen helfen | Foto: Socialmatch

Brettspiel mit Fremden im Café

"Bitte seid pünktlich" stand in der Einladung zu meinem Kölner Socialmatch-Event für die Altersgruppe 20 bis 35 Jahre, die ich erst am Abend zuvor Mail bekommen habe – zusammen mit dem Hinweis auf die Location: kafe local in Köln-Sülz. Also stehe ich um 19:45 Uhr vor dem netten kleinen Café in Uni-Nähe. Nach der Reservierung auf "Socialmatch" zu fragen, hat sich schnell erledigt, denn mein Blick fällt direkt auf einen großen Tisch mit Spielbrett in der Mitte. Ich werde von der Spielleiterin empfangen und komme ein wenig ins Gespräch. Dass Sarah Psychologie studiert, wird man im Verlauf des Abends irgendwie hier und da noch merken. Beispielsweise dann, wenn sie uns zwischen den Spielzügen fragt: "Möchtest du noch etwas dazu loswerden?".

Schüchterne Einzelgänger oder kommunikative Rampensäue?

Gespannt warte ich auf die anderen Teilnehmer. Da ich privat regelmäßig die App "Spontacts" nutze, bei der man sich mit Fremden zu verschiedenen Freizeitaktivitäten verabredet, ist die Situation für mich nicht neu. Doch wie werden die anderen so drauf sein? Extrem ruhige Einzelkämpfer, die auch im Verlauf des Abends nicht richtig auftauen und nicht aus sich herauskommen? Oder sofort angeknipste Leute, die für jeden Spaß zu haben sind und kein Problem damit haben, im Mittelpunkt zu stehen? Meine Spontacts-Erfahrung sagt: Es wird eine gesunde Mischung sein. Und damit habe ich durchaus Recht. 

10 Teilnehmer – 1 Spiel

Zuerst gesellen sich Tobi und Christoph zu uns, die sich offensichtlich schon kennen. Mit bis zu zwei Freunden darf man sich für ein Socialmatch-Treffen gemeinsam anmelden. Für viele ist es sicherlich angenehmer als alleine irgendwo aufzulaufen. Aber ich bin gespannt, ob das das Kennenlernen untereinander bremst. Tobi merkt man schnell an, dass er zu den offeneren Charakteren gehört und der Entertainer des Abends werden könnte. Nach und nach trudeln weitere Jungs und Mädels ein – teils allein, teils gemeinsam –, bis wir insgesamt zu zehnt sind. Das Verhältnis Männlein-Weiblein ist dabei schön ausgeglichen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, bei der jeder erzählt, wo er als nächstes Urlaub macht, und einer kompakten Erklärung von Sarah kann das Spiel, das übrigens extra für Socialmatch kreiert wurde, losgehen.

So funktioniert das Socialmatch-Brettpiel

Wir werden nicht krampfhaft in Teams aufgeteilt, sondern spielen alle für uns selbst. Es wird der Reihe nach gewürfelt und man landet auf verschiedenen Feldern, die einem die Aufgabe vergeben, die man erfüllen muss, um einen Punkt zu kassieren. Es geht relativ unspektakulär los. Wie bei Activity muss jemand einen Begriff pantomimisch darstellen und die anderen raten. Danach folgen ein paar Quizfragen, die teilweise im Team beantwortet werden müssen.

Zwischendurch kommen immer mal wieder Zusatzaufgaben zur Auflockerung. Zum Beispiel dürfen wir eine Zeitlang nicht "Ich" sagen oder uns ins Gesicht fassen – wer andere dabei erwischt, bekommt einen Punkt. Oder jemand legt irgendwann heimlich seinen Daumen auf den Tisch und wer das wie bei dem vor einigen Jahren so beliebten "Schulz"-Gag (Wer sich nicht mit dem Daumen an die Stirn tippt, wenn jemand rülpst …) nicht mitbekommt, kassiert einen Minus-Punkt. Die Punkte werden übrigens teilweise in solidarischer Abstimmung vergeben: "Hat er/sie das gemacht und den Punkt verdient?" Allzu ehrgeizige Spieler, die unbedingt den Sieg einfahren wollen, bekommen dabei sicher die Krise … Aber ums Gewinnen geht es schließlich nicht.  

Platzwechsel und (zu) kurze Gespräche in der Pinkelpause

Eigentlich steht das Kennenlernen ja im Vordergrund. Doch so ganz habe ich noch nicht das Gefühl,  auf diese Art und Weise mehr über die anderen zu erfahren. Als hätte Sarah meine Gedanken gelesen, fordert sie uns alle zum Platzwechsel auf, damit wir auch noch wen anders "beschnuppern" können. Und dann kommt zum ersten Mal das "Socialmatch"-Feld zum Einsatz, bei dem der Spieler zwei Fragen zu seiner Person beantworten muss.

Bei mir ist das relativ harmlos: Ich erzähle etwas über meine Heimatstadt Lünen (die eine Teilnehmerin tatsächlich kennt, weil sie ursprünglich aus Dortmund kommt) und meine größten Hobbys "Hund" und "Sport". Wie sich in einer kurzen Raucher- und Toilettenpause nach einer Stunde Spielzeit herausstellt, spielt Christoph ebenfalls Volleyball und wir kommen darüber ins Gespräch. Doch gerade, als wir uns ein wenig warm gequatscht haben, mussten wir auch schon wieder weiterspielen. Sehr schade, denn solche spontanen Situationen sind eben oft einfach die besten.

Ein Hauch von "Therapy"

Ein paar Spielrunden weiter wird es dann kurz unangenehm für mich. Bei der Einschätzungsfrage im Stil von "Therapy": "Welchen Job würde Ann-Christin machen: a) Leichen einkleiden, b) Kot im Tiergehege entfernen oder c) im Sex-Shop arbeiten" tippe alle einstimmig auf b) ("Sie hat ja einen Hund und deswegen kein Problem damit, Scheiße wegzumachen.") Leider falsch, ich hatte mich für c) entschieden. Den peinlichen Moment der Stille überbrücke ich mit der Erklärung, dass ich an meine Freundin Theresa denken musste, die nebenbei als "Dildofee" arbeitet, also quasi Tupperpartys mit Erwachsenenspielzeug veranstaltet. Situation gerettet.

Heimliche Kontaktaufnahme per Mail?!

Nach den zwei Stunden Spielzeit gehe ich – mit hauchdünnem Vorsprung – als Siegerin hervor. Mein Preis: eine Tüte Haribo. Die perfekte Wegzehrung für meine Rückfahrt mit der Bahn, die ich direkt nach Spielende antrete, um noch einigermaßen vernünftig wegzukommen. Die anderen bleiben noch ein wenig sitzen und lassen den gemeinsamen Abend ausklingen. Für mich ist es an der Stelle natürlich blöd, dass ich in Bochum wohne und in Köln eigentlich gar keinen Anschluss suche. Ansonsten hätte ich mir durchaus vorstellen können, mich mit einigen Leuten nochmal zu treffen. Nummern austauschen ist übrigens nicht nötig, denn zwei Tage nach dem Event werden die E-Mail-Adressen der Teilnehmer rumgeschickt. Wer das nicht möchte, kann sich aus dem Verteiler nehmen lassen. Ich bin drin geblieben und warte gespannt, ob ich Post bekomme.

Fazit zu meinem Socialmatch-Abend

Eine angenehme Location, ein nette und gut organisierte Spielleiterin und lauter sympathische Leute – ich hatte definitiv einen unterhaltsamen Dienstagabend. Ob man bereit dazu ist, 25 Euro für zwei Stunden Gesellschaftsspiel spielen in einer Kneipe auszugeben, muss jeder für sich selbst entscheiden.  Aber ich bin überzeugt davon, dass ein Socialmatch-Event ein schöner Start in einer neuen Stadt ist, wenn man gerade fürs Studium oder den Job umgezogen ist.

Socialmatch kurz & kompakt

  • Bei der Eventreihe treffen sich sechs bis zehn Leute in einer festgelegten Location, um mithilfe eines speziellen Brettspiels neue Leute kennenzulernen.
  • Die Teilnahme kostet 25 Euro.
  • Momentan sind folgende Städte dabei: Berlin, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, Mannheim, München, Nürnberg und Stuttgart.
  • Die Treffen werden für drei Altersgruppen angeboten: 20–35, 30–45 und 40–60 Jahre.

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