Fifa 22 im Test: Neues Jahr, neues Glück?
Wie schlägt sich FIFA 22 im Vergleich zu seinen Vorgängern? Wir haben es getestet! | Foto: EA
FIFA 22: teures Kader-Update oder innovative Neuerung?
Schon länger eilt EA der Ruf voraus, dass sich neue FIFA Spiele wie ein teures Kader-Update anfühlen. Natürlich sind wieder die neuesten Trikots, die aktuellen Spielertransfers und die neuen Auf- und Absteiger dabei, aber EA liefert in diesem Jahr auch starke Verbesserungen am Gameplay.
Hypermotion-Technologie
Die neue Hypermotion-Technologie verspricht mehr Realismus und Abwechslung auf dem Platz. Für die Hypermotion-Technologie wurden 22 Spieler in spezielle Anzüge gesteckt und ihr Verhalten während eines Fußballspiels von einer KI aufgezeichnet. Während einer FIFA 22 Partie berechnet diese KI für jede Spielsituation tausende von möglichen Szenarien, um den Spielern ein einzigartiges, situationsabhängiges Verhalten zu geben. So antizipieren deine KI-Mitspieler /-innen besser, erkennen freie Räume oder stellen in der Verteidigung besser die Passwege zu. Das ist nicht nur leeres Marketing-Versprechen, sondern macht sich auf dem Platz wirklich bemerkbar. In unserem Test haben wir beobachten können, wie Spieler miteinander diskutieren, durch Winken auf sich aufmerksam machen oder sich aufregen, wenn etwas mal nicht so läuft, wie sie sich es vorstellen. Eine Neuerung, die das Spiel in die richtige Richtung lenkt.
Das Spiel mit den Torhütern
Da wir von 22 Spielern auf dem Feld sprechen, wurde die Hypermotion-Technologie dementsprechend auch auf die Torhüter angewendet. Das soll das Torhüter-Verhalten in FIFA 22 deutlich verbessern. Noch im Vorgänger waren die Torhüter als "Fliegenfänger" bekannt, weil sie kaum einen Ball halten konnten und so nur selten ein entscheidender Faktor im Spiel waren – egal, ob Manuel Neuer oder ein Torhüter aus der vierten englischen Liga zwischen den Pfosten stand.
In FIFA 22 spielen die Torhüter zwar eine größere Rolle, sind aber immer noch nicht zufriedenstellend ausbalanciert. Während sie in Eins-gegen-Eins-Situationen oft viel zu stark und fast unüberwindbar sind, lassen sie eher harmlose Schüsse aus 25 Metern doch unverständlich oft ins Tor. Ein Punkt, der vor allem in Online-Partien für viel Frust sorgen kann.
Next-Gen vs. Last-Gen
Die Hypermotion-Technologie hat also einen großen Effekt auf das Gameplay von FIFA 22. Einziger Haken an der Sache ist: Die Technologie ist nur auf den Next-Gen-Konsolen verfügbar. Auf den alten Konsolen hingegen hat sich das Gameplay kaum verändert. Lediglich das Tempo wurde etwas verringert und die neuen explosiven Sprints wurden hinzugefügt. Aber seien wir mal ehrlich: Früher beim Übergang zwischen PlayStation 3 zur PlayStation 4 war es nicht anders! Die alten Konsolen heißen nicht umsonst Last-Gen. Die Hypermotion-Technologie ist schlicht nicht mit der Rechenleistung der Last-Gen-Konsolen vereinbar. Diese Rechenleistung sollten gute Gaming-PCs zwar haben, aber auch für die PC-Versionen von FIFA 22 ist Hypermotion nicht verfügbar. Anscheinend scheint der PC-Markt für die FIFA-Entwickler einfach nicht attraktiv und lukrativ genug.
Der Karrieremodus macht wieder Spaß!
Ein weiterer Kritikpunkt in den letzten Jahren war, dass sich Karrieremodus-Spieler von EA oft vernachlässigt fühlten. Und tatsächlich gab es im Karrieremodus in den letzten Jahren nur wenige Neuerungen. In FIFA 22 ist das anders und das liegt sowohl an Neuerungen in der Trainer- als auch in der Spielerkarriere.
Mit dem eigenen Verein in die Champions League
Die Trainerkarriere bietet in FIFA 22 eine entscheidende Neuerung: den Create a Team Modus. Hier kannst du dir einen eigenen Verein erstellen und zum Ruhm führen. Endlich! Für die etwas älteren Zocker: Der Modus erinnert etwas an die Meisterliga aus den alten Pro Evolution Soccer Teilen. Nachdem du eingestellt hast, wie dein Verein heißen soll, in welcher Liga du starten möchtest und wie die Altersstruktur deiner Mannschaft aussehen soll, kannst du dein Trikot, Wappen und das Stadion bearbeiten. Dabei kannst du aus einer Vielzahl von Vorlagen deine individuellen Kombinationen kreieren und dir so deinen eigenen Traumverein schaffen. Zu Beginn startest du mit einer Mannschaft aus generierten Spielern, die, je nach ausgewählter Vereinsfähigkeit, gut oder weniger gut sind. Ab diesem Punkt startet der normale Karrieremodus. Du trittst in einer Liga an, die du vorher ausgewählt hast und in der du einen Verein ersetzt. Dabei kannst du Spieler auf dem Transfermarkt verpflichten oder neue Jugendspieler scouten. Der Create a Team Modus ist so perfekt in den Karrieremodus integriert und sorgt für frischen Wind.
Darüber hinaus bietet FIFA 22 detaillierte Statistiken zu jedem Spieler wie etwa Laufleistungen und Passquoten und lässt dich durch neue Einspieler wie zum Beispiel aus der Kabine oder dem Mannschaftsbus noch tiefer ins Geschehen eintauchen.
Endlich eine vernünftige Spielerkarriere!
In den letzten FIFA-Teilen war die Karriere mit einem einzelnen Spieler langweilig und nicht wirklich spielbar. Transferanfragen waren verbuggt, es gab keine Ziele, keine Ein- und Auswechslungen und wenige Freiheiten in der Entwicklung. Das ändert sich in FIFA 22 endlich! Weiterhin kannst du zwischen einem erstellten Profi und einem realen Profi wählen, wobei dir eine Karriere mit einem erstellten Profi mehr Features ermöglicht. So kannst du in der neuen Spielerkarriere deinen Profi mithilfe eines Skill-Baumes, wie man ihn aus RPGs kennt, entwickeln und auf deinen Spielstil zuschneiden. Neben den Entwicklungen der Attribute kannst du deinen Profi außerdem mit insgesamt vier Fähigkeiten ausstatten, die du nach und nach freischalten musst. Sie werden aktiviert, wenn du im Spiel bestimmte Voraussetzungen erfüllst, was deinem Spiel nochmal eine entscheidende Wendung geben kann.
Du gehörst in deiner Mannschaft auch nicht mehr automatisch zu den gesetzten Spielern. Das Vertrauen des Trainers musst du dir durch Trainingsleistungen und guten Spielen erst erarbeiten. Bis dahin wirst du öfter mal von der Bank kommen und nur zehn bis 20 Minuten Zeit haben, um zu überzeugen. Das gibt der Spielerkarriere endlich etwas mehr Tiefe, ist aber hoffentlich nur der Anfang. Wir träumen doch alle von einer Spielerkarriere, die zumindest in Ansätzen der Story von Alex Hunter in dem damaligen Spielmodus The Journey ähnelt. Das verdiente Geld durch die ausgehandelten Verträge möchte doch schließlich auch für private Dinge ausgegeben werden, oder? Mit den Neuerungen entwickelt sich FIFA aber gut weiter und macht Hoffnung auf mehr in den nächsten Jahren.
Fazit: Schritt in die richtige Richtung, aber nicht das perfekte FIFA
Mit FIFA 22 geht EA einen Schritt in die richtige Richtung. Die Hypermotion-Technologie bringt mehr Abwechslung ins Spiel und lässt die Spiele viel einzigartiger und individueller wirken. Außerdem ermöglicht dir die schlauere KI bessere Spielzüge, sorgt für weniger Frust in der Verteidigung und bringt so mehr Tiefe ins Spiel. Weiterhin ein leidiges Thema bleibt das Torhüterverhalten in FIFA. Zwar sind die Keeper deutlich besser als im Vorgänger, allerdings noch nicht ausbalanciert genug. Während im Eins-gegen-Eins die Torhüter oft überragend und unüberwindbar sind, lassen sie harmlos wirkende Distanzschüsse zu häufig ins Tor. Die Änderungen am Karrieremodus bringen endlich mehr Möglichkeiten seine eigene Karriere in der Fußballwelt zu gestalten. Sie sind aber hoffentlich nur der Anfang und werden in den folgenden Jahren weiter ausgebaut, um die Ressourcen, die die neue Konsolengeneration bietet, voll auszuschöpfen.
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