Battlefield 2042 im Test: Große Klappe, wenig dahinter

Marvin Kesper - 02.12.2021

Battlefield 2042 Review

Battlefield 2042 bietet dir riesige und abwechslungsreiche Maps. | Foto: Electronic Arts, DICE

All-Out-Warfare: 128 Spieler /-innen, riesige Maps und… Hovercrafts!

Das Prinzip vom All-Out-Warfare-Modus in Battlefield 2042 klingt vielversprechend: 128 Spieler /-innen kämpfen im klassischen Herrschafts-Modus um wichtige Kontrollpunkte auf den riesigen Maps, die von Schlachten am Polarkreis bis zu Wüstengefechten in Doha reichen. Das wirklich Coole daran ist: Die Maps werden zufällig von verschiedensten extremen Wetterereignissen heimgesucht. Während dir in der Wüste ein dichter, roter Sandsturm die Sicht auf deine Gegner /-innen nimmt, zieht in einem anderen Match ein Tornado über eine Raketenbasis in Französisch Guyana her und lässt Spieler /-innen, Fahrzeuge und Gebäudeteile durch die Luft fliegen. Optisch ist diese Neuerung eine Augenweide, die das Match auch schnell in die andere Richtung kippen lassen kann. Leider ist das auch mit das Einzige, was in Battlefield 2042 momentan fehlerfrei funktioniert. Angefangen bei Teammitglieder, die sich nicht wiederbeleben lassen, über nervige Anzeige-Bugs, die das Nachladen von Waffen verhindern, bis hin zu Map-Fehlern, die Spieler /-innen unter die Karte fallen lassen – Battlefield 2042 ist voll mit Bugs und Fehlern und erweckt den Eindruck, dass es schlichtweg nicht zu Ende entwickelt worden ist. Und ja, es sind zu viele Bugs, um diese hier alle aufzuzählen.

Doch nicht nur technische Fehler nerven in Battlefield 2042, sondern auch konzeptionelle Entscheidungen haben beim Spielen eher für Frust gesorgt. Die Maps sind zwar groß, aber leider bieten sie zwischendurch zu viel Leerraum, der nervt, wenn man nicht gerade ein Fahrzeug zur Verfügung hat. In anderen Battlefield-Teilen hatte man nie den Eindruck, mehrere Kilometer zu laufen, nur um dann vom nächsten Sniper abgeschossen zu werden. Für solche Fälle gibt es in Battlefield zwar Fahrzeuge, was mich aber zu einem anderen Punkt bringt, der den Spielspaß runtergezogen hat: Hovercrafts! Die Hovercrafts in Battlefield 2042 sind das Nervigste überhaupt. Egal, wo du dich befindest, von irgendwo kommt immer ein Hovercraft angefahren, überfährt dich oder schießt dich mit dem viel zu starken Geschütz ab. Wenn du denkst, dass du einfach ‘nen Raketenwerfer mitnehmen kannst und das Hovercraft so abwehrst, hast du falsch gedacht. Oft wird der Schaden mit Raketenwerfer nicht gezählt und wenn doch, hält das leichte Fahrzeug mindestens drei Raketen aus. Dann ist es meist schon zu spät. Zu allem Überfluss ist es mit den Hovercrafts durch einen Bug auch noch möglich, Wände hochzufahren und durch die Luft zu fliegen. Hier muss DICE schnellstens an einigen Stellschrauben drehen, um den Spielspaß nicht darunter leiden zu lassen. Wenn diese Fehler behoben werden und es hier und da ein paar Änderungen an der Map gibt, kann All-Out-Warfare richtig Spaß machen und sich zu einem richtig guten Battlefield-Modus entwickeln. 

Hazardzone: innovativer Modus mit kleinen Schwächen 

Wer keine Lust auf den klassischen Battlefield-Modus hat, sollte sich Hazardzone genauer angucken. In Hazardzone geht es darum, Datenträger aus abgestürzten Kapseln zu bergen und durch einen Lufttransporter zu evakuieren. Dabei trittst du im Squad von vier Leuten gegen 20 andere Spieler /-innen an. Hazardzone erfordert mehr taktisches Vorgehen als All-Out-Warfare. Anschleichen, abwarten und auf die Lauer legen, um Gegner abzufangen, bringt dich in diesem Modus weiter als reinzurennen und vom nächsten Gegner erschossen zu werden. Du hast nämlich nur ein Leben und keinen automatischen Respawn. Nur ein noch lebender Team-Member kann dich durch Einsammeln und Aktivieren einen Respawn-Uplinks wiederbeleben. Die Uplinks sind auf der Map jedoch begrenzt vorhanden und lassen denjenigen, der sie aktiviert, außerdem für alle Gegner /-innen in der Nähe sichtbar werden. Die Evakuierung erfolgt über zwei nacheinander erscheinende Punkte, über die allerdings alle Spieler /-innen evakuiert werden müssen. Du solltest dich also auf ein schweres Gefecht am Ende einstellen. Durch erfolgreiche Abschüsse oder evakuierte Datenträger verdienst du Geld, für das du dir am Anfang einer jeden Runde Waffen und Ausrüstung kaufen kannst. Du solltest also aufpassen, mit deiner teuren Ausrüstung nicht zu schnell zu viele Runden zu verlieren, denn sonst bist du gezwungen, mit der Standardausrüstung zu kämpfen. 

Hazardzone macht zwar mächtig Spaß, bietet aber auch einige Schwächen. Um eine Runde interessanter zu machen, gibt es in Battlefield 2042 Hazardzone Bots aus auf der Karte, die Datenträger oder Evakuierungspunkte verteidigen. Und diese Bots sind nicht nur nervig, weil es so viele sind, sondern auch deutlich zu stark. So erkennen dich Bots oft aus über 200 Meter Entfernung und versetzen dir mit ihrem Standard-Sturmgewehr so schmerzhafte Schüsse, während du mit dem zufälligen Rückstoß deiner Waffe zurechtkommen musst und kaum einen Schuss aus der Distanz in Ziel bringen kannst (Wenn du nicht gerade ein Snipergewehr dabei hast). Neben den Bots ist es auch viel zu schwer, die Evakuierungszone nur anhand eines kleinen Icons zu erkennen. Das fixte DICE allerdings bereits mit einem Update, dass am 25.11 erschienen ist. 

Beim Zocken ist außerdem ein paar mal der Fall aufgetreten, dass die Evakuierungszone innerhalb eines Tornados lag, was es praktisch unmöglich gemacht hat, zu entkommen. 

Neben diesen kleinen Schönheitsfehlern hat Hazardzone allerdings unfassbar viel Spaß gemacht. Gerade das taktische und langsamere Gameplay fesselt und das Glücksgefühl, welches man hat, wenn man erfolgreich dem Kugelhagel entkommt, beschert einem sonst kein anderer Battlefield-Modus.  

Battlefield Portal: Der geheime Star von Battlefield 2042 

Wie gut wäre es, wenn du aus den besten Battlefield-Teilen ein Spiel zusammenbauen könntest. Genau das ist mit Battlefield Portal möglich! Du kannst aus vielen verschiedenen Gameservern wählen, die viele verschiedene Spielmodi bieten. So ist es zum Beispiel möglich, auf einer Map von Battlefield One zu spielen, dabei aber Waffen aus dem aktuellen Battlefield 2042 und Battlefield 5 zu nutzen. So verschmelzen mehrere Generationen in einem Spiel, sodass Modern-War auf den Ersten oder Zweiten Weltkrieg trifft. In Battlefield Portal findest du so viel Abwechslung, dass dir nie langweilig wird. Egal, ob eine klassische Gungame-Runde, in der du pro Kill eine neue Waffe bekommst, oder eine Runde, in der nur Raketenwerfer erlaubt sind: Bei Battlefield Portal findest du alles. Und genau das macht diesen Modus zum eigentlichen Star von Battlefield 2042. Es macht Spaß, mit einer alten MP5 den Sniper mit der neuesten Ausrüstung zu überraschen und zu besiegen oder mit alten Panzern gegen moderne Kampfhubschrauber zu kämpfen.

Was DICE hier sehr gut hinbekommt, ist die Balance zwischen den verschiedenen Epochen. Alte Waffen sind nicht automatisch schlechter gegenüber neueren. Jede Waffe fühlt sich einzigartig an und funktioniert anders. Im Test haben wir Portal oft genutzt, um den Frust aus All-Out-Warfare abzulegen und in einem großen Sandbox-Game einfach Spaß zu haben. Ernsthaftigkeit wird hier auch nicht zu großgeschrieben, sodass viele lustige und spannende Situationen entstehen. Wer also dem stressigen, anstrengenden und ernstem Gameplay von den anderen Battlefield Modi entfliehen möchte und einfach Spaß haben möchte, ist in Portal perfekt aufgehoben. Auch die Rundenlänge spielt hier in manchen Modi eine große Rolle. Während eine All-Out-Warfare Runde schnell 30 bis 45 Minuten dauern kann, ist eine Runde Gungame in Portal auch oft in zehn bis 15 Minuten gespielt. Für schnelle Runden zwischendurch also perfekt. 

Roadmap: Das möchte DICE bei Battlefield 2042 kurzfristig ändern

Das Battlefield 2042 holprig gestartet ist und auch viel schlechte Kritik geerntet hat (immerhin wurde es auf Steam unter die Top 10 der schlechtesten Spiele gewählt), ist auch den Entwicklern nicht entgangen. Schon eine Woche nach dem offiziellen Release veröffentlichte DICE den ersten Patch und änderte viele Sachen, die vorher kritisiert wurden. So wurden zum Beispiel die Sturmgewehre deutlich verbessert, indem der Rückstoß verringert wurde. Gleichzeitig wurde die PP-29, die viel zu stark war und die fast als einzige Waffe gespielt wurde, verschlechtert, aber nicht unbrauchbar gemacht. Außerdem hat DICE viele Grafik-, Map- und Gameplay-Fehler behoben und so zumindest schon mal die groben Probleme des Spiels vermindert. Für die Zukunft hat DICE außerdem weitere Patches für Anfang und Ende Dezember angekündigt. Fehler sollen in Zukunft außerdem kurzfristig durch Hot-Fixes behoben werden, um grobe Bugs im Spiel zu vermeiden und damit Spieler /-innen nicht mehr ewig auf ein großes Update warten müssen. 

Was auch ziemlich cool werden könnte: Battlefield 2042 soll in einem Season-Modell fortgeführt werden, wie wir es aus vielen anderen Mehrspieler-Games kennen. So können wir uns auf essentielle Änderungen und erspielbare Inhalte jeweils zum Season-Beginn freuen. 

DICE denkt außerdem darüber nach, alte Features wie Voice-Chat, Scoreboard und Server-Browser in Zukunft zurückzubringen, wie es von vielen aus der Community gefordert wurde. 

Fazit zu Battlefield 2042 

Battlefield 2042 hat eine Menge Potenzial. Das Setting, die Maps, die Naturereignisse und die Modi machen richtig Spaß. Doch momentan fehlt es Battlefield 2042 leider noch an essentiellen Dingen: Zu viele Bugs, overpowerte Fahrzeuge, fehlende Features und zu wenige Waffen lassen Battlefield 2042 das Potenzial, was es hat, nicht ausschöpfen und es unfertig wirken. Wer weiß, wie das Spiel geworden wäre, wenn es noch einmal um ein paar Monate verschoben worden wäre. Bisher konnte Battlefield 2042 die Erwartungen leider nicht erfüllen. Trotzdem ist Hoffnung in Sicht: Die Änderungen und Patches, die DICE angekündigt hat, sind nachvollziehbar und lassen vermuten, wie gut das Spiel in Zukunft noch werden könnte.

 

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