Was du schon immer über Uni-Sex wissen wolltest ...

Jan Thiemann - 09.11.2013

Sex an der Uni

Kein Sex für Nerds? 6 Mythen über Uni-Sex im Check | Foto: Thinkstock/flamingo_photography

Mythos 1: Studienkosten treiben Studentinnen ins Sexgewerbe!

Die gute Nachricht gleichmal vorweg. "Niemand in Deutschland muss sich prostituieren, um studieren zu können. Das sind individuelle Entscheidungen", stellt Stefan Grob klar. Der Pressesprecher des Deutschen Studentenwerks beruft sich hierbei auf die regelmäßigen Sozialerhebungen der Studentenwerke. Dort taucht die Sexindustrie als Arbeitgeber nicht auf. Aber es gibt sie: Studentinnen, die als Domina arbeiten oder Pornos synchronisieren.

Eine Umfrage des Berliner Studienkollegs von 2010 unter 3000 Studierenden ergab, dass in Berlin 3,7 Prozent aller Befragten in der Sexbranche tätig sind oder waren. Jeder Dritte konnte sich zudem vorstellen, einmal selbst im Sexgewerbe zu arbeiten. Ein Wert, der die Sexualtherapeutin und Beraterin Beatrice Poschenrieder nicht überrascht: "Ich bemerke definitiv einen entspannteren Umgang mit dem Thema. Ein Mythos ist, dass Frauen sich prostituieren, weil sie so wenig Geld haben." Trotzdem: die teilweise sehr gute Bezahlung motiviert, wie uns eine anonyme Userin auf UNICUM.de bestätigte: "Ich arbeite als Escort-Lady, aber der Hauptgrund ist eigentlich der Spaß und der Lebensstil."

Aber woher kommt dann das Image der verzweifelten Studentin auf dem Strich? Hauptsächlich durch die Medien, bestätigen unsere Recherchen. Filme wie "Das bessere Leben" mit Juliette Binoche oder "Lea – die strippende Studentin" vermitteln ein Problem, das es – zumindest in Deutschland – in dieser Form nicht gibt. Wer einen Blick in Milieuromane wie "Fucking Berlin" der ehemaligen Studentin Sonia Rossi wirft, fühlt sich bestätigt.

Neugier und Kohle treibt die Studierenden ins Rotlichtmilieu, aber selten die pure Existenzangst. Wie vergleichsweise normal die Sexarbeit auch sein kann, hat Tobias, Student aus Münster, erlebt, der zwei Jahre lang einen Sexchat betreute. "Das ist im Grunde Callcenter-Arbeit", berichtet Tobias. Für rund 13 Euro die Stunde flirtete er auch unter Frauennamen, bewarf auf Wunsch per SMS männliche Genitalien mit Medizinbällen oder bediente in 160 Zeichen jeden anderen gewünschten Fetisch. "Ein gutes Partygespräch hat man mit dem Job auf jeden Fall immer", erzählt er. Gekündigt hat der Münsteraner Student dann übrigens aus Langeweile.

Mythos 2: Je höher der IQ, desto später und schlechter der Sex!

Dumm fickt gut! Den Spruch kennt jeder, auch Beatrice Poschenrieder. Die Autorin zahlreicher Ratgeber, unter anderem "Sex-Bewusstsein" und "Sex für Faule und Gestresste", betreut seit 1999 diverse Erotik-Kummerkästen im Internet und stellt klar: "IQ und Sexualität hängen zusammen, aber im positiven Sinne. Der Sex ist dann intelligenter, bewusster und abwechslungsreicher." Oft thematisiert wird aber bei hohem IQ nicht nur die Häufigkeit, sondern überhaupt (einmal) Sex zu haben – fragt nach bei den hochbegabten Helden von "The Big Bang Theory". Einige Untersuchungen bestätigen das.

Eine Studie des Leipziger Sexualforschers Kurt Starke von 2006 ergab, dass jeder zehnte männliche Hochschulabsolvent bis zum 29. Lebensjahr noch keinen Geschlechtsverkehr hatte. Unter den 1.004 Befragten einer UNICUM Umfrage waren 10 Prozent noch Jungfrau. Zusätzliche 18 Prozent hatten bis zu ihrer Unizeit keinerlei sexuelle Erfahrung. Das sind international vergleichsweise geringe Zahlen.

Eine viel zitierte Studie des US-Professors Tyler Cowen untersuchte stichprobenartig die Elite-Unis in Princeton, Harvard oder dem MIT. Bei allen dreien lag die Jungfrauen-Quote bei über 50 Prozent. Zahlen, die den Sexualwissenschaftler Konrad Weller der Hochschule Merseburg nicht übermäßig überraschen. "Es ist seit vielen Jahrzehnten immer wieder bestätigt, dass Menschen mit längeren Bildungswegen später ins partnerschaftliche Sexualleben einsteigen." Die Gruppe der Menschen, die im Erwachsenenalter ohne jede sexuelle Erfahrung durchs Leben gehen, schätzen Experten auf ein bis zwei Millionen in Deutschland.

 "Absolute Beginners" heißt das Phänomen, benannt nach einem Song von David Bowie. Verlässliche Studien zum Thema gibt es nicht, meist sind es Foren-Umfragen oder Klischees, die daraus ein reines Akademiker-Problem machen. Die Erfahrung von Sexualtherapeutin Poschenrieder ist eine andere: "In meinen anonymen und kostenlosen Online-Beratungen habe ich in 13 Jahren insgesamt rund 18.000 Mails bekommen, davon etwa 150 von Absolute Beginners – sie stammen aus allen Schichten der Gesellschaft.

Mythos 3: Auf den Uniklos gibts jede Menge Sex!

Fünf Prozent der Befragten auf UNICUM.de gaben an, bereits Sex auf dem Uniklo gehabt zu haben. Verschwindend wenig bei über zwei Millionen Studierenden. Doch woher kommt der Mythos, wo doch selbst die muffigste Bibliothek oder ein verlassener Hörsaal noch einladender ist. Die Antwort findet sich im homosexuellen Milieu und stammt aus der Zeit, als sich schwule Männer noch nicht überall treffen konnten. Wie zum Beispiel an der Uni Münster, wie sich ein langjähriger Mitarbeiter der Hochschule erinnert: "Vor zwölf Jahren war das noch unser täglich Brot und kein Spaß, wenn plötzlich Männer mit heruntergelassener Hose da standen." Mittlerweile gibt es das Problem nicht mehr. Der Grund sind verstärkte Wände, vergitterte Fenster und stärkere Kontrollen rund um die Männer-Klos.

Heute haben die Toiletten als Treffpunkte generell ausgedient, Verabredungen laufen nicht mehr über Nachrichten an den Kacheln, sondern übers Internet. Der Hausmeister einer großen Ruhrgebiets-Uni kennt aktuell keine Fälle von Sex auf dem Klo. Auch bei einer Stichprobe in den Herrentoiletten der Uni Hamburg fanden wir keine einzige der berühmt-berüchtigten Telefonnummern zur Vereinbarung von Sextreffen mehr.

Mythos 4: Gegen Sex gibts gute Noten von den Profs!

"Ich bin Bachelor-Studentin und könnte mir durchaus vorstellen, für eine bessere Note Sex mit einem Prof zu haben, kommt natürlich auf das Fach an. Der Leistungsdruck ist dermaßen groß, da wäre Sex anstatt einer Klausur durchaus denkbar für mich", schreibt eine Userin in unserer UNICUM Umfrage. Sechs Prozent der Befragten kennen solche Fälle konkret, zwei Drittel trauen es den rund 25.000 Profs in Deutschland zumindest zu und halten die schlagzeilenträchtigen Urteile nicht bloß für Einzelfälle.

Unsere User berichten uns von Fällen, ebenso die psychologischen Berater der Studentenwerke, konkrete Zahlen fehlen allerdings. Doch die Unis sind sensibilisiert, oft gibt es Leitlinien gegen sexuelle Diskriminierung, die Hilfs- und Beratungsangebote für Betroffene nehmen zu. Ein generelles Beziehungsverbot zwischen Studenten und Dozenten, wie es 2010 an der Uni Yale erlassen wurde, gibt es dagegen in Deutschland nicht. Warum auch? Schließlich könnten sich fast die Hälfte unserer Befragten auf UNICUM.de eine Beziehung mit ihrem Prof oder der Professorin vorstellen. Und immerhin zwei Prozent hatten bereits Sex mit ihrer Lehrkraft

Mythos 5: Der Bachelor sorgt für schlechteres Sexleben!

Fakt ist, durch den Bachelor hat der Prüfungsstress für alle zugenommen. Die Diplom-Psychologin Gabriele Bensberg rät in ihrem Buch "Survivalguide Bachelor" angehenden Studenten: "Als Mann musst du damit rechnen, dass Frauen Wert auf ein Vorspiel legen, wofür dir wahrscheinlich die Zeit fehlt, wenn du das Studium ernst nimmst. Als Frau solltest du daran denken, dass dir ein auf zwei Minuten begrenzter Quickie nicht viel bringt, dir für mehr aber vor allem in Prüfungszeiten kaum Zeit zur Verfügung stehen wird."

Das Ganze sei natürlich ironisch gemeint, versichert die Autorin auf Anfrage. Doch über die Realität können die Betroffenen nicht lachen. Unsere UNICUM Umfrage ergab: Mehr als ein Drittel der Befragten haben in den Prüfungsphasen weniger Sex als sonst. Sechs Prozent geben an, dann gar keinen Sex zu haben. "Der Unistress zerstört mein Sexleben", fasst es ein Teilnehmer der Umfrage zusammen.

Die Gründe dafür reichen von schlichter Zeitnot, Stress bis hin zu Existenzängsten, wie Therapeutin Beatrice Poschenrieder berichtet: "Ich höre in meiner Beratungspraxis öfter: 'Ich steuere schon auf die 30 zu, habe noch keinen Studienabschluss, da finde ich doch keinen Job mehr'. Das kann zu Existenzängsten, Burn-out und depressiven Verstimmungen führen und das ist für Sexualität tödlich."

Die zunehmenden Leistungskontrollen in Form von Klausuren verschärfen dieses Problem, betreffen aber dabei die besonders Starken und Schwachen. Sexualforscher Konrad Weller fand bereits in den 80er-Jahren heraus, dass die leistungsstärksten und leistungsschwächsten Studenten sexuell inaktiv waren. "Die Leistungsstärksten sind einfach fokussierter aufs Studium. Und diejenigen, die immer Angst haben vor der Exmatrikulation, haben natürlich auch Stress, der auf die Libido schlägt." Dabei kann gerade Sex die Lösung im stressigen Alltag sein. "Sexualität ist eine riesengroße Ressource, auch und gerade im Studium", ergänzt Konrad Weller. Das findet übrigens auch Stuart Brody. Der Psychologe der schottischen Paisley Universität fand 2006 heraus: Sex hilft gegen Prüfungsstress. Einziger Wermutstropfen: Selbstbefriedigung hat eine deutlich schlechtere Anti-Stress-Wirkung.

Mythos 6: Sportstudenten haben den meisten, Informatiker den wenigsten Sex!

"Ich kenne keine einzige Untersuchung, die das seriös bestätigt", erklärt uns Sexualforscher Konrad Weller gleich mal zur Einleitung. Korrekt. Es gibt sie nicht, gefragt haben wir trotzdem. Und das Klischee scheint sich erst einmal zu bestätigen. Auf die Frage:"Was glaubst du, welche Fächergruppe hat im Schnitt am wenigsten Sex?" fällt das Votum verheerend aus für die Informatiker. 64 Prozent glauben, dass bei den angehenden ITlern im Bett tote Hose herrscht.

Aber warum? Sexualtherapeutin Poschenrieder startet einen Erklärungsversuch: "Der Zusammenhang ist falsch: Angehörige bestimmter Studienfächer haben nicht weniger Sex aufgrund des Studienfaches. Sondern ein Mensch, der ein bestimmtes Studienfach wählt, bringt eine bestimmte Veranlagung mit." So zum Beispiel bei den Nerds, einem Phänomen, das man häufiger eben bei den Informatikern antrifft: "Nerds haben in der Tat weniger Sex, aber das liegt auch daran, dass sie oft schüchterne Außenseiter sind und/oder ihr Äußeres zu wenig auf 'attraktiv & sexy' trimmen. Infolgedessen haben sie es schwerer, an Partner für Liebe und Sex zu geraten".

Dabei scheinen jedoch einige wenige das Manko ihrer Kollegen alleine statistisch ausgleichen zu wollen, bei einer Umfrage des Playboys 2001 gab jeder fünfzigste Informatiker an, im vergangenen Jahr mehr als zwanzig Partner gehabt zu haben.

Kommen wir aber zum anderen Ende der Klischeeskala. Wir fragten "Wer hat deiner Meinung nach den meisten Sex?" und 47 Prozent der mehr als 1.000 Befragten tippten auf die Sportwissenschaftler. Auch hier haben wir nach Erklärungsversuchen gesucht und einen bei Sabine Köster, Leiterin der Psychotherapeutischen Beratungsstelle des Studentenwerks Karlsruhe, gefunden: "Sportler haben möglicherweise insgesamt eine positivere Beziehung zu ihrem eigenen Körper, einerseits kommt es im Studiengang selbst immer wieder zu physischem Kontakt zwischen den Studierenden, andererseits ist auch die eigene körperliche Selbstwahrnehmung eine ganz andere."

Zum Beispiel auch auf Karen Owen. Die junge Studentin der Duke University erstellte eine 42-seitige Jux-Power-Point-Präsentation ihrer sexuellen Erfahrungen am Campus. Ihre kleine Privatstudie gelangte ins Internet und bescherte ihr eine zweifelhafte Berühmtheit. Ebenso ihren insgesamt 13 namentlich aufgeführten Sexualpartnern, übrigens fast alle aus dem unieigenen Lacrosse-Team.

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