Warum Studentin Dana unbedingt in einem Porno mitspielen wollte...

Marius Fuhrmann - 16.03.2017

 In einem Porno mitspielen

Eine von Danas drei Sex-Szenen in "Schnick Schnack Schnuck" | Fotos: KalkPostPornoProduction

Oralsex als Entschädigung

Ein kurzer, unaufmerksamer Moment und schon rasseln Steffi und Kai im Stadtwald mit ihren Fahrrädern ineinander. Ihr Knie ist aufgeschlagen. "Sag mal, spinnst du?!", schreit sie. "Tut mir voll leid. Kann ich das wieder gut machen?" fragt Kai. "Blas mir doch einen", entgegnet die am Boden liegende Steffi. Kurz darauf lehnt sie an einem Baum und wird von Kai oral befriedigt.

Steffi heißt eigentlich Dana – zumindest im Porno-Universum. In ihrem Personalausweis wiederum steht ein anderer Name. Die 24-Jährige hat in dem Film "Schnick Schnack Schnuck" mitgespielt. Es ist kein klassischer Pornofilm, eher eine "pornografische Komödie", wie Maike Brochhaus und Sören Störung, die Macher von "KalkPostPornoProduktion" betonen.

"Es ist völlig normal, mal keinen hochzukriegen oder unrasiert zu sein"

"Schnick Schnack Schnuck" soll eine Alternative zu herkömmlichen Pornos sein, die nach Ansicht der Produzenten irreführende Schönheitsideale vermitteln. Der Sex zwischen den Darstellern wurde dokumentarisch aufgenommen, Ablauf und Stellungen bestimmten die Akteure selbst. Es wurden auch keine Szenen nachgedreht. Auf für Pornos typische Bilder wurde bewusst verzichtet.

"Es ist völlig normal, mal keinen hochzukriegen oder unrasiert zu sein. Die Darsteller haben unterschiedliche, natürliche Körper", sagt Dana. "Für mich war das ein cooler Ansatz und der Grund, warum ich mitgemacht habe." Es seien außerdem Kondome benutzt worden. "Den Produzenten war nicht nur wichtig, dass verhütet wird, sondern dass man das auch sieht."

Gedreht wurde auch bei Dana zuhause

Regisseurin Maike Brochhaus hat über Pornografische Kunst promoviert und in der Kunstwissenschaft gelehrt. Der Kontakt zwischen ihr und Dana ergab sich nach der Premiere von "Häppchenweise" in Köln. Es ist der erste Film von "KalkPostPornoProduktion". In ihm lernen sich sechs junge Menschen an einem Abend kennen und kommen sich Stück für Stück näher – ganz spontan, ohne Drehbuch. "Im Internet habe ich gesehen, dass Darsteller für einen weiteren Film gesucht werden. Daraufhin habe ich mich beworben", erzählt Dana.

Es seien dann knapp 30 Leute zu einer Vorauswahl eingeladen worden, die einen Tag zusammen verbrachten, um einander kennenzulernen. "Wir konnten auch erst mal schauen, mit wem wir überhaupt Sex haben wollen – unsere Komparsen durften wir uns nämlich selber aussuchen", sagt Dana. Gedreht wurde der Film schließlich im September 2014 in verschiedenen Kneipen und Wohnungen in Köln, auch in Danas. Ihr Freund, mit dem sie auch heute noch zusammen ist, sei mit ihrer Teilnahme an dem Projekt einverstanden gewesen. Genaueres möchte Dana aber nicht sagen.

"Anders als mit meinem Freund, aber trotzdem sehr schön"

Insgesamt hat die Studentin an drei Sexszenen mitgewirkt. Neben dem Oralverkehr im Stadtwald nimmt sie an der Orgie am Ende des Films teil und hat in einem WG-Zimmer Sex mit Felix. Die Szene im Bett wurde als erste von den dreien gedreht. Sie entstand vormittags nach einem ausgiebigen Frühstück. "Den Produzenten war immer wichtig, dass wir uns wohlfühlen." Aufgeregt sei Dana vor der ersten Sexszene aber nicht gewesen. "Wir kannten uns ja schon vorher. Die Leute im Team waren auch alle cool, sodass ich wusste, dass nichts passieren kann."

Während des Drehs habe eine angenehme Atmosphäre geherrscht. "Es war ein geschützter Rahmen und wir haben sehr viel Rücksicht aufeinander genommen. Wenn jemand beim Sex 'Nein' zu etwas gesagt hat, war das in Ordnung", erzählt Dana. Da sie und Felix tun konnten, was ihnen gefiel, habe sie den Sex durchaus genießen können. "Es war natürlich anders als mit meinem Freund, aber trotzdem sehr schön."

Mit Mama bei der Premiere

Geld erhielten die Darsteller für ihre Teilnahme am Dreh nicht. In ihrem Umfeld habe die Studentin dafür viele positive Reaktionen erlebt. Sogar Danas Mutter sei bei der Premiere dabei gewesen. "Da wir Pornografie in einem anderen Kontext aufführen, ist das ist kein Film, für den man sich schämen muss. Ich freue mich, dahinter stehen zu können", sagt Dana. Sie habe die zweiwöchige, intensive Arbeit mit der gesamten Filmcrew sehr positiv wahrgenommen. "Diese Rücksichtnahme und der liebevolle Umgang miteinander waren eine einmalige Erfahrung", sagt die Studentin.

Obwohl der Film überwiegend trainierte und schlanke Körper zeigt und die Handlung ziemlich unrealistisch ist, findet Dana nicht, dass er falsche Ideale vermittelt. Auch ändere „Schnick Schnack Schnuck“ nichts daran, dass Pornografie von vielen Jugendlichen nach wie vor unreflektiert konsumiert werde. „Der Film ist allerdings auch ab 18, da sind die meisten Menschen schon etwas aufgeklärter.“ Es sei jedoch wichtig, mehr über Sex zu sprechen, findet die 24-jährige. „Es ist immer noch ein Tabuthema in der Gesellschaft. Die Leute sollten mehr darüber reden, auch beim Sex, denn gegenseitige Rücksichtnahme ist wichtig.“

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